CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)
Holy Lamb - Salt of the earth
(63:10, Mellow Reocords, 2000)
Dieses Heft wird wieder mal richtig international, neben einigen Veröffentlichungen aus Südamerika, den noch folgenden Menayeri aus Puerto Rico, bescheren nun auch Holy Lamb nach langer Durststrecke den baltischen Staaten eine Rückkehr im Progressive Rock. Die Band stammt aus Litauen, dennoch klingen sie sehr den britischen Vorbildern aus den 70ern und 80ern verbunden. So wird zum Teil die neo-progressive Fahne geschwenkt, aber auch mal bei Pink Floyd und etwas King Crimson vorbeigeschaut. Beim Opener "Whoever designed this game" und dem schier endlosen Gitarrenintro "The lingering dream" bewegt sich die Band mehr auf der melodischen, gefühlvollen, atmosphärischen Schiene. Trotz aller gut gemeinten Absichten fallen gleich zwei Tatsachen negativ auf: zum einen gehört der Gesang mal wieder in die Sparte gewöhnungsbedürftig, zum anderen wird manche Tonfolge auf der Gitarre recht schlampig und unvollständig gespielt. Doch spätestens beim über zwölfminütigen, von einigen guten, komplexen Liedteilen getragenen, aber wie ein Flickenteppich zusammengeschusterten "My star untouchable" nervt der Gesang zum einen immer mehr, und zudem verliert die Band immer mehr ihre Linie. Was die Litauer wirklich draufhaben, beweisen sie im folgenden "Rainfall in your heart", wo vor allem der Instrumentalteil richtig gut herüberkommt. Bei "The sea" wird dann noch tief in der progressiven Geschichte gegraben, die 70er schwermütig und klassisch wiederbelebt. Der peinlichen Hidden Track ist dagegen nur technischer Dünnpfiffsound. Alles in allem ein mehr mittelprächtiges Album, das zwar in Ansätzen gute Ideen bietet, aber im Gesamteindruck noch zu unentschlossen und unausgewogen wirkt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000