CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)

Hardscore - Surf, wind & desire
(65:52, Carbon 7, 2000)

"Surf, wind & desire" ist eine Variante der Musik von Thinking Plague + Zappa + Neue Musik + Jazz minus Gitarre. Von einem technischen Rhythmusgerüst getragen, Saxophon und Keyboard melodisch begleitet und der traumhaften Altstimme von Mai angefeuert, ist vor allem ein Instrument bestimmend: Marimba. Das glasklare Rhythmusinstrument treibt die Songs in vielen kleinen agogischen Zentren zu einem sehr emotionalen Ausdruck. In "The creep from the deep" teilen sich Frank Debruyne und Mai den Gesang, was einen sehr guten Kontrapunkt setzt. Immer wieder trifft das Saxophon in die Vokalpassagen und bricht den Song auf, um Tasten und Marimba zu instrumentalen Ausflügen anzustiften. Schönstes Stück: "BSKRZ", das in seinen 14 Minuten ein langes Marimba-Solo bietet. Aber auch in den anderen Stücken kann Mai mit ihrer Stimme die Stimmung von euphorisch / froh in melancholisch / betrübt wechseln lassen und die ausgezeichneten Instrumentalisten gehorchen ihr auf's Wort. Plötzlich reißt eine humoristische Szene die Stimmung auf und grandioser Witz löst die Melancholie ab. Sehr schön "The diver and the shark" und "Burnin' off love", in denen ein Männer-Chor gegen Mais Stimme ansingt und fast im Stil der Fünfziger Jahre Vokaljazz entwickelt. Meine bisherige Platte des Jahres. Grosse Empfehlung!

Volkmar Mantei



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