CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)

Greyhaven - Greyhaven
(63:00, Rect Angular, 2000)

Sehr druckvoll und fordernd beginnt das Debüt der amerikanischen Formation Greyhaven. Glaubt man beim instrumentalen Opener "Ride the horizon", dass sich die Sache in schwungvollen Neo Prog entwickelt, so wird spätestens beim zweiten Stück "The setting sun" klar, dass trotz aller Melodik, auch ein Schuss Härte dazugehört. Im Gesangsbereich orientiert man sich an tremolierende Shouterqualitäten, wobei die stimmliche Bandbreite aber sehr variabel und angenehm anzuhören ist. Trotz Elementen aus dem Prog Metal (härtere Gitarren, schnelleres Tempo, kerniger Gesang, unterschwelliger Frickelfaktor) spielen Greyhaven keinen 08/15 Prog Metal im Hauruckverfahren. Gerade im emotionalen Bereich und im der Songdynamik liegen deutlichen Schwerpunkte auf der mehr sinfonischen, bombastischen Schiene (die Gitarre klingt in einigen Bereichen sehr Marillion-like). Breitgefächerte Keyboardteppiche und sorgsam eingesetzte Gitarrenfächer stehen im Einklang, Atmosphäre und Tempo gehen eine gesunde Symbiose ein. Mit zunehmender Spielzeit driftet das Album von mehr melodischen Klängen immer mehr in die düstere, recht heftige Heavy-Schiene, einige elektronische, fast schon New Age ähnliche Elemente sorgen für Abwechslung. Insgesamt kann aber durchaus das überdurchschnittliche Niveau gehalten werden. Einziges Manko bleiben Ideen mit Wiederhaken, die sich Halt im Gedächtnis finden, wie auch kein Song über den anderen herausragt, was andererseits wiederum für die gleichbleibende Qualität spricht. Insgesamt sind jedoch die harten und harmonischen Klänge auf dem absolut richtigen Weg und ebnen den Weg für eine eigenständig und überzeugend klingende Band.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2000