CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)
Fireballet - Night in bald mountain
(77:18, Setticlavio Records, 1975)
Die Wiederveröffentlichung der zwei Alben von Fireballet stand schon länger im Raum, gehörte besonders "Night in bald mountain" zu einer der besten sinfonischen Progressive Rock Alben aus den U.S.A. aus den End-70ern. Selbst im Billboard Magazin wurde die 1975 erschiene CD damals gelobt, wobei das Album sicherlich auch dadurch Aufmerksamkeit erlangte, dass niemand geringeres als Ian McDonald (King Crimson, Foreigner) am Produzentenpult stand und bei je zwei Titeln auch noch Saxophon bzw. Flöte beisteuerte. Zudem wurde "Night in bald mountain" mit Stereo Quadrophonie aufgenommen, einem System, welches damals unheimlich angesagt war, sich aber letztendlich nicht durchsetzen konnte. Der Opener "Les cathédrales" kündigt sich dann auch gleich in den ersten 30 Sekunden mit einem unheimlich furiosen Beginn an, so dass es einem Angst und Bange wird, ob nun dieses Niveau gehalten werden könne. Fetter Bass, sinfonischer Breitwandsound in bester Progressive Rock Tradition, das ist genau das Holz aus dem guten Alben geschnitzt sind. Die Musik von Fireballet verbindet klassische Elemente - der Titelsong stammt im Original von Modest Mussorsky, der Herr, von dem auch "Pictures at an exhibition" stammen - mit Inspirationen von britischen Vorbildern (Genesis, Yes, Uriah Heep) in ausgeklügelter Brillanz - das knapp vierminütige "Artmospheres" klingt fast wie verlorener Teil von "Supper's ready" - aber dennoch klingen sie irgendwie amerikanisch. An mehreren Stellen drängen sich geradezu vehement Vergleiche zu ebenfalls amerikanischen Bands, wie Happy The Man und Starcastle auf. Neben den verschachtelten Arrangements, die sehr von Dynamiksprüngen leben, ist auch ganz leichter Jazz Rock Einschlag vorhanden, der der Musik den rechten Schwung verleiht. Trotz, dass die Musik typisch nach 70er klingt, wirkt sie weder angestaubt, noch angetagt, sondern immer noch fesselnd, fast zeitlos schön. Gitarre und Keyboards stehen gleichberechtigt nebeneinander, vertrackte Rhythmik sorgt für Abwechslung und überrasche Stimmungswechsel, daneben kommt noch in einigen wenigen Passagen Harmoniegesang zur Geltung. Und trotz aller Komplexität und fordernder Dynamik spielen sich Fireballet direkt ins Herz. Zwar erreicht das ebenfalls enthaltene, zweite Album "2, too" nicht ganz das Niveau des ersten Albums, sie sind jedoch mehr als nur bloßes Füllmaterial. Insgesamt also ein wunderbares Stück Musik, bei dem es sich mal wieder zweifellos gelohnt hat, etwas länger auf die CD Wiederverwertung zu warten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000