CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)
Azazello - Black day
(48:25, Moonchild Artists, 2000)
Einen Sonderbonus für außergewöhnliche Länder, denn so viele Bands kommen ja nicht gerade aus Russland oder zumindest die wenigsten schaffen es überhaupt das Geld aufzubringen, um eine CD zu finanzieren. Doch derzeit hat das Land mit ganz anderen Problemen zu kämpfen, aber an dieser Stelle sollen jetzt lieber keine Abschweifungen in die Weltpolitik folgen. Interessanterweise sind Azazello bei einem amerikanischen Label gelandet, die nun genug Mut besaßen dieses teilweise recht eigenwillige Album zu veröffentlichen. Musikalisch vertraut das Quartett auf die härtere Progressive Rock / Hard Rock Schiene, wobei die Musik trotz einiger schräger bzw. Hauruck Heavy Passagen über weite Strecken doch noch recht melodiös daherkommt. Doch die zwischenzeitlichen, teilweise recht komplexen Songpassagen haben mit einem großen Manko zu kämpfen: einem furchtbar synthetisch klingenden Drumsound. Jetzt hat man mit Idris Faridonoff schon einen menschlichen Schlagzeuger, doch sein elektronisches Schlagwerk klingt dermaßen leblos und ätzend, dass die teils recht guten Ideen völlig zugebrettert werden. Grausig! Hat der Schlagstockschwinger in den ruhigen Passagen mal Sendepause oder schafft man es gedanklich sich sein Geknüppel wegzudenken, dann entdeckt man durchaus einige gute sinfonischen Passagen oder auch den Hang der vier Russen in komplexeres Fahrwasser abzudriften. Neben Prog Metal-mäßigen Schredderakkorden, gibt es noch einige verrückte Breaks zu überstehen, die erkennen lassen, dass wieder mal sicherlich mehr drin gewesen wäre. Schade aber auch!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000