CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)
Solis - Gemini
(40:14, Rock Symphony, 1999)
Das unendliche Thema Anspruch und Wirklichkeit erzeugt, vor allem bei den Produktionen aus Südamerika, eigenartige Auswüchse. Da wird etwas von hervorragenden sinfonischen Rock in Richtung Yes und ELP gefaselt, Vergleiche zu Marillion und Finch herbeigezogen, aber zu hören ist bestenfalls zweitklassige Musik, die überhaupt nichts, einfach rein gar nichts mit den Vorbildern zu tun hat. Der Gesang: oh weh, oh weh. Das liegt nicht an der portugiesischen Sprache, die immer etwas verschlafen klingt, sondern an der Suche nach dem richtigen Tönen. Der Sänger und Keyboarder Ricardo Figueiredo kann sich nicht so recht entscheiden, ob er nun hoch oder in der Mittellage singen soll, was logischerweise zu Mißtönen führt. Auch die Arrangements wollen nach Prog klingen, was zweifelsohne hörbar ist, doch sind sie derart einfach und durchschaubar gestrickt, dass es schon nach wenigen Minuten langweilig bzw. quälend wird. Den guten Willen möchte man den Trio ja nicht absprechen, denn zumindest die vielen akustischen Parts klingen wunderbar verträumt und haben einen gewissen Reiz, aber die richtige Line, die Qualität fehlt einfach. Und gibt es wieder einmal Keyboards im Billigsound ist es einfach vorbei mit allem Augenzudrücken. Auf der Suche nach der passenden Rolle fallen Solis eindeutig durch das Raster für empfehlenswerte CD. Konstruiert und farblos, beim nächsten mal bitte etwas mehr Mühe geben!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000