CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)

Sore Plexus - Haptephobic
(44:45, Jaysound Records, 1999)

Prog Metal einmal etwas anders. Gibt's ansonsten immer nur Griffbrettakrobatik, breitangelegte Keyboardteppiche und kreischenden Gesang im Holperrhythmus bei diesem Genre, so gehen Sore Plexus ihren ganz eigenen Weg und setzen sehr deutlich einen Gegenpart zum keyboardorientierten, aber ziemlich ausgelutschten Prog Metal Sound. Sie nennen ihren Stil "Complex Power Metal...and beyond" und ganz so ist auch ihre Musik: komplex, sprunghaft und nicht vorhersehbar mit viel Dampf und Tempo, ungewöhnlichen Zwischenparts mit Geige, Trompete (an dieser Stelle wird's sogar richtig jazzig) und Sitar, aber dennoch deutlich im Metal verwurzelt. Doch trotz dieser gut gemeinten Einfälle, oder auch vielleicht gerade deswegen, ist "Haptephobic" ein sehr anstrengendes Album, da die stilistischen Bocksprünge und brachiale Härte eine Spur zu heftig daherkommen. Die Zutaten sind zwar typisch für das Genre, denn harte Rhythmen und kernige Saitenattacken sorgen für mächtig viel Power, aber diese Virtuosität hat auch ihren Preis: im komplexen Miteinander, geht die Richtung, die Songidee verloren. Die 12 Songs klingen eine Spur zu konstruiert, zu arg nach Konfrontation um jeden Preis. Handwerklich und vom Ideenreichtum gibt's hier sicherlich nichts zu meckern, auch liegt der Gesang in der 'normalen' Bandbreite der metallischen Sparte, doch verzweifelt sucht man nach Halt, denn man leider zu selten findet. Dennoch: weiter so, denn endlich mal versucht eine Band wieder ihren eigenen, sehr konsequenten Wege zu gehen.

Kristian Selm



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