CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)

Bondage Fruit - IV
(57:11, Musea, 1999)

Bondage Fruit haben ja noch nie Musik für gemütliche Abende geschrieben, aber für ihr viertes Album braucht man wirklich gute Nerven. Zwar gibt die Rhythmusmaschine noch immer ein apartes Taktgeflecht vor, aber die um die Vorherrschaft streitenden Vibraphon, Violine und Gitarre geben sich doch manchmal allerhand zappaesk, teils schon recht avantgardistisch. Gab es auf den Vorgängern wenigstens noch treibenden Gesang in Kunstsprache, so haben auf "IV" die Instrumente das Sagen. Vor allem ist es die stilistische Ausrichtung, die auf einmal in völlig neue Gebiete vorstößt. Hier und da hört man einige Schnipsel Blues, sogar Countryanleihen(!) oder handfesten Rock bzw. psychedelische Fragmente heraus. Der Abgedrehtheitsfaktor wurde damit zwar deutlich zurückgeschraubt, die übriggebliebenen Fragmente, die irgendwo zwischen Rock, Jazz, RIO und Avantgarde umherhangeln, sind jedoch im Zusammenhalt zu kraftlos, um vorbehaltlos für Spaß zu sorgen. Es scheint fast so, als ob Bondage Fruit ihre eigene Richtung verloren hätten, die sie noch auf ihren ersten beiden Alben so prägnant gefunden hatten. Instrumental gibt es natürlich immer noch Ausgezeichnetes zu bewundern, aber trotz diverser origineller Ideen, waren die Japaner früher wesentlich besser.

Kristian Selm



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