CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)
The Othello Syndrome - The shadow of dreams
(53:32, F2 Direct, 1999)
Nimmt man die Ankündigung der Plattenfirma ("Mix aus Van der Graaf Generator und frühen Genesis") oder auch den Blick auf die Alben, die auf dem Cover auf einem Tisch liegen (u.a. Genesis - The lamb lies down on Broadway, Yes - Going for the one) als Maßstab, dann muss das Duo The Othello Syndrome definitiv ein neuer Hoffnungsträger der Szene sein. Bei so ein Einleitung ist wohl klar, dass dem nicht so ist, denn die Meßlatte wurde eindeutig zu hoch angesetzt. "The shadow of dream" ist aber dennoch ein hoffnungsvolles Debüt, welches interessante Ansätze besitzt. Paul Kadman (Gesang, Bass, Keyboards) und Martin Rosser (Gitarre, Gesang, Keyboards) haben sich zur Unterstützung Ian Bailey (Saxophon), Tim Robinson (Schlagzeug) und Rob Reed (Keyboards, Gesang) mit ins Boot geholt und sich bei allerlei Material aus den 70ern bedient, welches sicherlich im groben den oben angesprochenen Vergleichen (VdGG, Genesis) standhält. Doch obwohl die Keyboards mal virtuos perlen, das Saxophon für einen anderen Klangraum sorgt, der sperrige Gesang Peter Hammill angelehnt wurde und auch die Arrangements zerbrechlich anmuten, aber mit einem soliden Unterbau versehen worden, so fehlt es am letzten Schmiss für mehr. Abseits von ewigen Wiederholungen gehen The Othello Syndrome andere Wege, die weniger nach Nummer Sicher klingen. "The shadow of dreams" gibt sich somit spröder, unnahbarer, aber auch hintergründiger und lässt ebenfalls für Zukunft Spielraum zur Weiterentwicklung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000