CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)

Peter Banks - Can I play you something?
(62:06, Blueprint, 1999)

Peter Banks war Ende der 60er Jahre einer der hippsten Gitarristen: Kein Wunder, stand er doch der Kultformation vor, zeichnete sich für den Bandnamen verantwortlich, prägte den Sound der ersten beiden Alben "Yes" und "Time and a word" maßgeblich. Dann, noch bevor die Prog-Götter Yes als ihre Lieblinge auserwählen sollten, verließ Banks die Band, wurde ersetzt durch Steve Howe und spielte fortan überall und nirgends - von der Szene war sein kantiges, bluesiges Spiel verschwunden. Von allen Ex-Yes'lern ist er derjenige, der am ehesten übergangen wird, dessen Einfluss immer noch unterschätzt wird, vielleicht weil die wirklich großen Meisterwerke dieser Band nach seiner Zeit entstanden. Andere, nicht immer talentiertere folgten ihm als Prog-Gittareros, Peter Banks teilte das Los anderer Ex-und Fast- Götter (man denke nur an Anthony Philipps von Genesis oder an Gordon Haskell bei King Crimson). Doch es gab, neben jenem obskurem "life after Yes", von dem erst jetzt, im Zuge des Wiederaufkeimens der Progszene überhaupt Notiz genommen wird, einen Musiker Peter Banks davor. Das Album "Can I play you something?" stellt eine Zeitreise in eben diese Vergangenheit sehr interessant zusammen, als eine Art Hörspiel fast. Es entlarvt zwar auch manch heute komische Geschmacklosigkeit aus den 60ern, die der junge Banks über sich ergehen lassen musste (DooWop und Schmalz-Rock mit Kommerz-Elvis-Epigonen-Timbre), aber auch so manch ungeschliffenen Diamanten aus der glorreichen Zeit der englischen Sixties, in der so viele Genres unprätentiös und vorurteilsfrei verschmolzen wurden. Von diesem Gesichtspunkt aus ist dies also ein Album mit extrem hohem Unterhaltungswert - andererseits ist es wirklich nur interessant für den raren Freund des Yes'schen Frühwerks und den Sammler pre-progressiver Skurrilitäten. Für den gibt es dann aber auch eine unheimliche Begegnung der dritten Art mit dem frühen Yes-Klassiker "Beyond and before", natürlich mit Meister (und Autor) Squire an den dicken Saiten.

Sal Pichireddu



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