CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)
Ken's Novel - The guide
(57:23, Musea, 1999)
Es ist immer schwierig für eine Band, einmal verlorenen Boden wieder gutzumachen. Was Ken's Novel bei ihrem denkwürdigen Auftritt beim letztjährigen Corbigny Festival boten (unsagbar langer Soundcheck und trotzdem total bescheidener Sound, dazu langweiliger Poser Prog auf der Bühne), war schon wirklich unter aller Kanone. Kann das damals in Auszügen vorgestellte Studioalbum "The guide" eigentlich noch gut sein? Ohne peinliche Bühnegebärden und mit anständigem Studiosound klingt das, was die Belgier inhaltlich zu bieten haben, immerhin recht ordentlich gemacht, da aus dem Klangbrei endlich die Instrumente prägnant herauszuhören sind und die Ideen auch ganz okay sind. Rhythmisch rockt die Musik gut ab, trotz teilweise langer Titel jenseits der 7 Minuten Grenze. Doch bleibt der Eindruck, das was dort in Überlange ausgearbeitet wurde, auch in kürzerer Zeit auf den Punkt gebracht hätte werden können. Die Mischung aus Neo Prog und melodischen Hard Rock Elementen kommt gefällig rüber, doch der seltsam geblähte Sound verleiht den Songs nicht das nötige Volumen. Die Arrangements sind zwar liebevoll und ideenvoll ausgearbeitet (gute Atmosphäre, gefühlvolle Soli, nette Gitarren- und Keyboardläufe), doch durch den stampfenden Rockrhythmus wird einiges zugemüllt. Ein Konzeptwerk mit Licht und Schatten, insgesamt im soliden Mittelmaß anzusiedeln. Doch wenn ein Werk mit Vokabeln wie nett, ordentlich, ganz okay oder gefällig umschrieben wird, bleibt es eben schwierig sich im allgemeinen Vergleich durchzusetzen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000