CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)

Greg Howard - Water on the moon
(59:16, Espresso, 1998)

Ein kleiner Exkurs in Instrumentenkunde: der Chapman Stick wurde bereits 1969(!) von Emmett Chapman als 10 saitiges Instrument entwickelt. Es erlaubt dem Musiker Bass, Rhythmus und Melodielinien mit zwei Händen zu spielen. Der Sound erinnert an eine Mischung aus Bass und Gitarre, aber durch den percussiven Charakter der Spielweise, klingt dieser sehr eigenständig und einmalig. Einige bekannte Vertreter im Progressive Rock, die den Stick benutzen sind z.B. Tony Levin (u.a. King Crimson, Liquid Tension Experiment) oder Don Schiff (Rocket Scientists). Greg Howard ist nun ein weiterer Vertreter, der dieses Instrument in Perfektion beherrscht und selbst vom Erfinder desselbigen in den höchsten Tönen gelobt wird. Er hat sich auch einen Namen als Gastmusiker bzw. Opening Act namhafter Künstler gemacht (u.a. Dave Matthews Band, John McLaughlin, Leo Kottke). Das vorliegende "Water on the moon" ist nun eine direkt auf DAT mitgeschnittene Liveimprovisation, die fast eine Stunde dauert. Howard nutzt dabei die gesamte Klangbandbreite des Instruments, von atmosphärischen Stimmungen bis hin zu virtuosen, zweistimmigen Soli aus. Er schafft damit ein Klangerlebnis, welches man sich in Ruhe anhören sollte, da es von verschiedenen Klangfarben, differenzierten Soundlandschaften lebt, die sich langsam entfalten, dann aber, wenn auch Hochtouren gebracht, spannend austoben. Ein Album zum genauen Anhören, das sich nur selbstverliebt dem Können eines Musikers hingibt, sondern den Zuhörer in einen eigenständigen Klangraum entführt.

Kristian Selm

Kontakt: Espresso, P.O. Box 4051, Charlottesville VA 22903, U.S.A.

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