CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)
e-Progeny
(73:45, Luna Negra, 1999)
Als ein Resultat aus der Mailing List e-prog (www.e-prog.net) entstand durch die u.a. dort vertretenen Musiker dieses Projekt. Zwölf mehr und weniger bekannte Künstler geben sich auf dieser Keyboard-dominierten Compilation die Klinke in die Hand und verschaffen einen Überblick über hauptsächlich die zweite Garde der Tastenvirtuosen. Wie bei anderen Zusammenstellungen auch, fallen die Beiträge im mehrere Kategorien. Wirklich hörenswerte Beiträge haben die beiden bekanntesten Interpreten auf diesem Sampler abgeliefert, nämlich der Norweger Björn Lynne, der schon des öfteren in diesem Heft mit seinen Solowerken vorgestellt wurde, so wie der Alfonso Vidales, der Keyboarder von Cast, der bei "En espeva del tiempo" gleich mehrere Zitate vom letzten Cast Studioalbum verwendete. Komplett aus dem Rahmen fallen Façade. Zum einen sind die Amerikaner als komplette Band vertreten, liefern den einzigsten Titel mit Gesang ab und auch ihre Musik passt nicht so Recht auf diesen Keyboardsampler. Doch ihr düsterer, schwerfälliger Progressive Rock ist sehr interessant arrangiert und macht Appetit auf mehr. Zu den guten Titeln gehört der Beitrag des Amerikaners Dan J.Schulte, der den Sampler mit dem etwas an die frühen Vangelis Aufnahmen erinnernden "Sacrifice" eröffnet. Auch hat sich Flamborough Head Keyboarder Edo Spanninga Mühe gegeben, mit vielschichtigen Sounds, verpackt im neo-progressiven Gewand, einen netten, fröhlichen Titel abzuliefern. Gute Ansätze sind bei Luke D'Araceno, dem Keyboarder der holländischen Prog Metal Formation DaManual zwar auch zu vernehmen, doch entgegen der guten Atmosphäre, knüppelt der elektronische Rhythmusknecht wieder einiges zusammen. Besser klingt der Beitrag seines tastenschwingenden Kollegen Ram, von der U.S. Prog Metal Formation Heavy Reign. Er gibt sich mehr klassisch-fröhlich, unbeeindruckt vom Härtegrad seiner Band. Interessant ist immerhin noch die völlige Neuinterpretation von "Also sprach Zarathustra" des Einmannprojekts Ozone Player, die nicht mehr sehr viel mit dem Originalversion zu tun hat, und mehr in die synthetischen Weiten abgleitet. Bei Vortex handelt es sich ausnahmsweise mal nicht um ein Soloprojekt, sondern um ein Trio, welches zusammen schon in einer Jethro Tull Coverband gespielt hat, aber bei "Chase" hört man zum einen nichts von dieser Vergangenheit, zum anderen wirkt der Titel zu synthetisch. Mehr als überflüssig ist der Versuch von Mark Jenkins mit "Wagnertron" Elemente klassischer Musik in eine modernes Korsett zu pressen. Herausgekommen ist nur peinliches Tralala. Knapp davor platziert sich Count Zero, hinter dem sich der Belgier Tony De Laender verbirgt. Zwar kommt seine Inspiration von Dream Theater, Magellan und Ayreon, doch sein holpriges Geklimper wirkt mehr sehr gestelzt und kraftlos, den Vorbildern wie ein Schlag ins Gesicht.
Kristian Selm
Für 8,50 US$ gibt's die CD über IMO (International Money Order) oder in Cash per Einschreiben über Luna Negra S.C. c/o Juan Jose Salas Resendiz, Apartado Postal 27, San Juan Del Rio, Quertato, C.P. 76800, México
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