CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)
Dirtbox - Uneasy listening
(40:25, Aubitt, 1999)
Ist es nur ein reines Spaßprojekt, was John Jowitt und Mark Westwood mit Dirtbox auf die Beine gestellt haben oder steckt mehr dahinter? "Uneasy listening" bietet dem Namen des Albums folgend nicht gerade leichtes Zuhören, das Stilwirrwarr fordert den Hörer. Mit den Bands, bei denen Jowitt bisher in den Bass griff oder noch greift (IQ, Arena, Jadis) hat dieses Album aber rein gar nichts gemeinsam. Deshalb: Vorsicht vor Blindkäufen! Die gewagte Mischung ist gewollt, appelliert aber auch an die Toleranz des Hörers. Während treibende Bassläufe und härtere Gitarrenriffs getrennt oder zusammen in verschiedenen Ausprägungen sich fast überall in den Songs wiederfinden, gibt es nur wenig, was das Album eine Linie, einen roten Faden verleiht. Beginnt z.B. der rockige Opener "Panda Rosa" noch mit Flüstergesang und geheimnisvoll, so groovt er zum Schluss mit Gitarrengedröhne sorgsam vor sich hin. Sei es nun depressive Zirkusmusik ("Bella"), Fun-Ska im Stil von Madness mit Griffbrettakrobatik ("Two-step"), waviger Rock ("Telegraph hill") oder auch harte Elektronik mit trippigen Beats ("Clean"), Dirtbox fahren mit dem Zuhörer gehörig Schlitten und lassen ihn nicht ahnen, was er als nächstes erwarten darf. Doch trotz der Gastauftritte von Tracy Hitchings bei der netten Rocknummer "Bottle" oder auch den Pianoklängen Martion Orfords, bei der das Album beschließenden Ballade "End game", "Uneasy listening" wirkt zwar recht kompromisslos, aber auch ziemlich zerfahren und uneinheitlich. Diese Platte verhält sich ganz dem Motto von Ricky Martins Sommerhit "Living la vida loca" (das verrückte Leben leben) - ich bleibe lieber auf dem Boden der Tatsachen und wünsche mir von dem Duo für die Zukunft mehr greifbare Tatsachen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000