CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)
Simon Steensland - Led circus
(58:57, UAE, 1999)
In den nördlichen Weiten Schwedens muss es Geister, Feen und andere skurrile Wesen geben. Anders kann ich mir nicht erklären, woher der sympathische Simon Steensland seine Inspiration bezieht und wie er auf diese abartigen, dissonanten und atonalen Kompositionen kommt. Sein neuestes Werk "Led circus" hat zwar wieder deutlich rockbetontere Strukturen als der völlig in den Avantgarde - Bereich getretene Vorgänger. Doch auch diese 7 Songs wissen nichts von Popmusik, Airplay & Charts. Angelehnt an die Erfahrungen zeitgenössischer Musik geben sich diese mit rhythmischen Elementen des Jazzrock und hochkomplexen, verschachtelten Melodien ausgestatteten Stücke tiefsinnig, melancholisch, kraftvoll und unprätentiös. Simon's Lieblingsinstrument ist das Akkordeon, das mit seinem breiten Klang die stetig wechselnden Stimmungen beruhigt. Doch auch viele andere Instrumente gibt es zu hören. Neben dem üblichen Rockinstrumentarium gibt es so obskure Musikwerkzeuge wie Quadraphant, Zither, Jolly Roger Guitar, Waterphone und Jolly Roger Aloha Guitar. Unter den Gästen befinden sich Mats Öberg und Morgan Ågren, die mit ihren Werken in ähnlichen Pfründen wildern. Einflussreichster Mitspieler ist aber zweifelsohne der Gitarrist Mikke Rönnkvist, der mit seinen jazzigen Rockinnovationen Leben in die Stücke bringt. Viele zappaeske Momente sind eine kleine Reminiszenz an den Herrn, der von uns ging. Die Intension, die Zappa antrieb, "ernsthafte" Musik zu kreieren, ist die gleiche bei Simon Steensland.. Dieses Album ist ein Superlativ. Es weist der heutigen Rock-, Jazz- und zeitgenössischen Musik den Weg in die Zukunft und lässt viel Freiraum, den Hörer selbständig erkennen können. Dringende Empfehlung!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 1999