CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)
St.Elmo's Fire - Splitting ions in the ether
(67:21, Sprawling Productions, 1980)
In den 80ern gab es irgendwann mal einen Film namens "St.Elmo's Fire". Keine Ahnung mehr, um was es dabei ging, nur noch der Titelsong, vom One-Hit Wonder John Parr blieb mir im Gedächtnis. Keine Ahnung, ob es zu der Band St.Elmo's Fire irgendeine Verbindung gibt, wenn ich mir die Musik anhöre, glaube ich eher nicht. Denn von Mainstream ist hier weit und breit keine Spur. Die fünfköpfige Band (2x Gitarre, Schlagzeug, Bass, Keyboard und jede Menge Loops, sowie Effekte) baut nicht nur auf schön antikes Instrumentarium, die Kompositionen sind ebenfalls in der Vergangenheit verwurzelt. Nach dem fast sechsminütigen spacigen Synthiegezirpe "Searching for food", geht es bei "Gone to ground in the Khyber Pass" endlich handfester zur Sache. Komplexer, instrumentaler Progressive Rock, dem man zwar die Jahre anmerkt, wenn aber das Mellotron langsam anschwillt oder auch der Rhythmus in regem Taktwechseln vorangetrieben wird, dann kann diese Zeitreise vollständig überzeugen. Elemente aus 70er Art Rock, Space-, Hard- und Jazz Rock wurden verschmolzen, alles live direkt auf Band ohne jeglichen Studiofirlefanz aufgenommen. Vergleiche zu finden fällt schwer, es sind immer nur einzelne Aspekte, die in die Musik der Amerikaner aufgenommen wurden. "The Balrog" oder "Parasites & Bureaucrats" sind am ehesten den alten King Crimson angelehnt, wirken aber durchaus noch eine Spur sperriger, unzugänglicher. In "Aspen flambe" (einer von zwei Titeln mit Gesang) finden sich Anklänge an Hawkwind. Das folgende, über elf Minuten lange "The reluctant bride" nimmt keltische Wurzeln auf, arbeitet sich aber über harte Riffs in düstere Gefilde vor, während die Keys, doch arg an Keith Emerson erinnern. Der zweite Gesangstitel "Fantasy come reality" beginnt Happy The Man-like, um in einem furiosen Ende zu gipfeln. Sich bei St.Elmo's Fire zurechtzufinden benötigt Zeit. Die Musik ist komplex und abwechslungsreich, verfügt über genügend mitreißende Dramatik, aber die Ideen setzen sich nicht gleich fest, da die gitarrengetriebene, düstere Wucht erst einmal verarbeitet werden muss.
Kristian Selm
Kontakt: Sprawling Productions Ltd., P.O. Box 1398, Burlingtion IA 52601, U.S.A.
© Progressive Newsletter 1999