CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)

Steamboat Switzerland - Live
(74:22, Unit Records, 1998)

In der klassischen Trio Besetzung Hammond, Bass und Schlagzeug haut einem dieser Schweizer Dreier mit voller Wucht echte Löcher in den Käse, Pardon, die Ohren. Irgendwo zwischen aggressivem Art Rock und durchgeknalltem Avantgarde ist dieser Par Force Ritt durch das klangliche Chaos bzw. das Zueinanderfinden in heftigen Akkorden eine Hommage an die Pioniere der Zunft. Von einem fetten Bass durchpulst, der Schlagzeuger knüppelt mit Vollgas und verdient sich mit seiner präzisen Motorik hohe Haltungsnoten, die Hammond röhrt als hätte ihr letztes Stündlein geschlagen, so gibt es auf über 74 Minuten Klänge, Krach, ja, manchmal sogar auch düstere Musik am Rande zwischen Genie und Wahnsinn. Vom Livecharakter ist nicht viel zu spüren, vielmehr fließen die komplett instrumentalen 12 Stücke bzw. 25 Untertitel nahtlos ineinander über. Immerhin hat man den Liedern doch noch so nette Titel wie "Trabant", "Stolper" oder "Tänzli" verpasst. Die ähnlich veranlagten schwedischen Kollegen von Death Organ finden in den Eidgenossen endlich Seelenverwandte. Kollektivimprovisationen und gezielt eingesetzter Krach, wuchtiger Art / Hard Rock in seiner minimalsten Form, der aber doch eindeutig auf die Magengegend zielt, nachdem der letzte Funken Verstand aus dem Gehirn geblasen wurde. Hä?

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999