CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)

Björn Lynne - Wolves of the gods
(70:40, Cyclops, 1999)

Auf dem zweiten Teil seiner "Safar" Trilogie (Teil 1 "Wizard of the wind" wurde bereits in PNL Nr.21 vorgestellt) präsentiert sich Multiinstrumentalist Björn Lynne gereift und damit eindringlicher und packender als auf dem Vorgänger. Die Geschichten und Episoden der Fantasystory wurden wiederum von Allan Cole geschrieben, jedoch wurde dieses mal auf einen Erzähler verzichtet, so dass alleine die rein instrumentale Musik zum Zuge kommt - und das ist auch gut so. Ein Hörspiel ohne mahnende Worte, ein Soundtrack mit klassischen Elementen, Lynne spielt vor allem mit der Vorstellungskraft seiner Zuhörer, indem er Soundreisen in fremde, unbekannte Welten unternimmt. Zwar kommt das Orchester nur aus der Steckdose, dies tut aber der Dramatik keinen Abbruch. Vereint im weit ausladenden Spannungsaufbau werden sinfonische Elemente mit elektronischen Instrumenten angereichert, wobei dies keineswegs nach einer dieser austauschbaren Kellerproduktionen verarmter Keyboarder klingt. Der Norweger nimmt entgegen seinen früheren Produktionen immer mehr auch die Gitarre zur Hand, die auch mal etwas kerniger losrocken darf. Etwas Pink Floyd Einfluss, hymnische Momente, verbunden durch mystische, dramatisch, aber sehr eingängige Melodien und nicht nur Weichspülsound, dies sind die Zutaten dieses Ausflugs fern vom Alltag. "Wolves of the gods" lebt sehr viel von Atmosphäre, aus der sich Momente voll Besinnlichkeit, aber auch dichte Songstrukturen herausarbeiten. Lynne verliert sich nicht nur selbstverliebt in Augenblicken der inneren Ruhe, vielmehr wurden seine breit angelegten Kleinst-Sinfonien homogen miteinander verwoben. Trotzdem sollte man sich Zeit zum Zuhören lassen und Gefallen an Soundtracks für den Kopf finden, denn sonst führt einem dieses Werk nur auf ein Traumreise ohne Wiederkehr: trotzdem gut gemachte Instrumentalmusik.

Kristian Selm



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