CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)

UK - Concert Classics Vol. 4
(48:35, Concert Classics/ Renaissance, 1999)

Um allen Zweifeln entgegenzutreten: Diese CD ist schon wieder Geschichte, kaum war sie veröffentlicht, da drängte Eddie Jobson auch schon wieder darauf, sie vom Markt zu nehmen. Trotzdem findet man die CD bisweilen noch in den Läden - Raritätensammler sollten also zugreifen... aber nicht nur Raritätensammler. "Concert Classics Vol.4" bietet einen Live-Mitschnitt der UK- Urbesetzung (Eddie Jobson an den Keys und der Violine, John Wetton am Bass und den Vocals dazu Bill Bruford an den Drums und Allan Holdsworth an der Gitarre), die sich gerade zwischen Debüt- Album und Folgealbum befand, also der "Danger money" die später, 1979 ohne Holdsworth und Bruford, sondern nur mit Terry Bozzio an den Drums aufgenommen werden sollte. Folglich finden sich Stücke aus dem ersten und dem zweiten UK- Album auf "Concert Classics", die Stücke der "Danger money" allerdings noch in frühen Versionen. "Concert Classics Vol.4" ist der Soundboard- Mitschnitt eines Konzertes aus dem Jahre 1978, das in Boston aufgenommen wurde und hinlänglich gebootlegt wurde. Der Sound ist dennoch OK, obwohl dem Album bestimmt noch ein Mix, vielleicht ein paar Overdubs fehlen (die Background Vocals sind, wenn überhaupt vorhanden, kaum zu hören und einfach nicht gelungen). Was dieses Album so interessant macht ist eher die Art, wie eben das Material dargeboten wird. "Alaska" der Opener des Albums und "Time to kill" kommen in routinierter Fassung daher, wen wundert's, stammen sie doch vom Debüt. Dann aber folgt mit "The only thing she needs", das erst auf der "Danger money" seine endgültige Form und seinen endgültigen Text erhalten sollte, mit einem furios aufspielenden Allan Holdsworth - jetzt weiß man, was bei der Studio-Version fehlt! Noch krasser ist der Unterschied bei "Carrying no cross" - hier ist der gesamte instrumentale Mittelteil anders, wiederum ein atemberaubender Holdsworth und wiederum mit einer frühen Fassung des Textes. Eines wird bei diesen beiden Stücken deutlich: Holdsworth war für die jazzige Note des Debüts verantwortlich, ohne seine Gitarrenriffs erhält die Musik UKs einen anderen Charakter. "Thirty years" und "In the dead of night" stammen vom Debüt und kommen daher klassisch und weitgehend überraschungsfrei daher, doch das Finale "Caesar's Palace Blues" wartet mit der größten Überraschung auf. Erst jetzt wird dem Hörer klar, wieso das Stück überhaupt "Blues" heißt - Tempo und Charakter sollten später auf der "Danger money" völlig verändert werden. Diese Live- Version von "Caesar's Palace Blues" hat nichts mit der furiosen Virtuosität der Live-Version auf der offiziellen UK- Live- Scheibe "Night after night" zu tun und doch ist sie ein weiteres Highlight auf diesem Album. Fazit: "Concert Classics Vol. 4" komplettiert das (Live-) Bild der kurzlebigen, legendären Formation UK und ist, bestimmt nicht nur wegen seines Raritätenstatus, eine echte Bereicherung für den Freund dieser Musik.

Sal Pichireddu



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