CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)

Tiamat - Skeleton skeletron
(45:36, Century Media, 1999)

Auch mit ihrem sechsten Longplayer "Skeleton skeletron" gehen Tiamat zumindest im kleinen wieder neue Wege. Aus der ehemaligen Extrem Metalband reifte über die Jahre eine atmosphärische Gothic Formation, vor allem das 94er Meisterwerk "Wildhoney" (durchzogen von psychedelischen Pink Floyd Elementen) und exzessives Touren (u.a. im Vorprogramm von Black Sabbath) öffneten ihnen den Weg für ein breiteres Publikum. Auf dem aktuellen Werk wurden nun die Keyboardsounds zurückgenommen und die Gitarre wieder deutlicher in den Vordergrund gedrängt, die Songs wirken rockiger, direkter. Sänger, Gitarrist und Songschreiber Johan Edlund sieht dies einfach so "Skeleton Skeletron ist Musik für die Stadt, während meine letzten Alben allesamt von der Natur inspiriert waren". Durch diesen Schritt gehen Tiamat in wesentlich eine härtere Richtung. Wer mehr auf die weitausladende, atmosphärische Seite der Schweden stand, wird über weite Strecken enttäuscht werden, obwohl "Skeleton skeletron" beileibe kein schlechtes Album ist und auch die typischen trägen und düsteren Passagen enthält. Johan Edlund stellt aber vielmehr den Song, Direktheit und Ehrlichkeit in den Vordergrund, den Sound der Straße eben. So wirkt "Brighter than the sun" mit Backgroundsängerin wie eine Hommage an Sisters Of Mercy (ist inzwischen auch als Single mit dazugehörigem Video erschienen), "Best friend money can buy" hat die Traurigkeit eines Nick Cave mit der Stones Coverversion "Sympathy for the devil" hat man sich sogar an einem Klassiker der Rockmusik versucht. Tiamats Version hat zwar nicht die Magie des Originals, die bohrenden Gitarrenakkorde, die düstere Stimme verleiht dieser Interpretation aber einen wesentlich teuflischen Charakter. Zum Abschluss darf noch mal aus dem Begleitmaterial der Plattenfirma zitiert werden: "'Skeleton skeletron' ist ein Album, dass man ganz besonders dann hören sollte, wenn der letzte Sommer dieses Jahrtausend gerade seinen Abschied nimmt." Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999