CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)

Tako - Tako
(44:38, Rock Symphony, 1978)

Bevor dort unten fast buchstäblich die Hölle ausbrach, soll Jugoslawien ja eine ziemlich lebendige (Prog)rock Szene gehabt haben. Bisher hatte ich noch nie die Gelegenheit mich damit zu beschäftigen, nach der ausgezeichneten 1997-er CD von Terra Mystica liegt jetzt aber mit Tako's Debüt meine erste Yugo Rock Scheibe aus den Siebzigern vor mir. Die LP ist durch das brasilianische Rock Symphony Label auf CD wiederveröffentlicht (von den Mastertapes mit einem Bonustrack), es müsste aber auch auf Kamelegdan Disc ein Reissue geben. Musikalisch erinnert Tako so ungefähr an alles was in den Siebzigern in Progkreisen Rang und Namen hatte: der erste Song "Probudi se" ("Wake up") könnte ein ziemlich direkter Nachfahre von Floyd's "Welcome to the machine" sein, der zweite Track "Sinteza" ("Synthesis") bringt typischen Siebziger Jahre Jazzrock mit tollen Fender Rhodes-Parts kombiniert mit Gitarrenriffs und Soli à la Isotope (eine meiner Meinung nach eine sträflich unterbewertete und unbekannte Band), der dritte Track erinnert vom Feeling her stark and "The snow goose", das kurze "Minijatura" ("Miniature") ist ein klassisch angehauchtes Stück, dominiert von Flöte à la Jethro Tull's "Bourrée" und das Herzstück der LP schließlich, das über 16 Minuten dauernde "Druga strana mene" ("Second side of me") ist ein epischer -hauptsächlich instrumentaler - Prog Longtrack mit einer genialen Mischung von Elementen von z.B. Floyd, Camel, Sebastian Hardie und Focus, plus gegen Ende des Stücks wieder starke Jazzrock-Einflüsse durch die Fender Rhodes Parts. Ist "Tako" also weiter nichts als der Jugoslawische Neu-Aufguss von bewährten Prog Elementen aus den Siebzigern? Nein, natürlich nicht! Für 08/15-Kritiker vielleicht aber die erreicht diese CD eh nicht. Für den geneigten Liebhaber, ist die CD eine Platte, die nach den ersten "Aha"-Momenten viele Details bringt die es zu entdecken gibt. Gesungen wird übrigens auch auf der Scheibe (wenn auch nicht sonderlich viel) und zwar in Landessprache. Nicht umwerfend aber akzeptabel und bestimmt kein Grund um sich die CD nicht anzuhören! Zusammenfassend: eine wunderbar 'altmodische' Scheibe. Freue mich schon auf andere Wiederveröffentlichungen dieser Band!

Carsten Busch



© Progressive Newsletter 1999