CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)
Derek Sherinian - Planet X
(49:14, Magna Carta, 1999)
Alice Cooper bezeichnet ihn im Booklet als "die personifizierte Arroganz" und genau diesen Eindruck vermittelte der ehemaliger Dream Theater Keyboarder Derek Sherinian auch bei den Auftritten mit dieser Band. Nichtsdestotrotz ist er ein begnadeter Keyboarder, der u.a. bei Alice Cooper's "Trash" Tour mit dabei war, Kiss begleitete und bereits in jungen Jahren mit Buddy Miles tourte. Was der Kalifornier sowohl kompositorisch, als auch spieltechnisch drauf hat, kann er zusammen mit Brett Garsed (Gitarre), Tony Franklin (Bass) und Virgil Donati (Schlagzeug) auf seinem ersten, rein instrumentalen Soloalbum beweisen. "Planet X" ist keines dieser langweiligen austauschbaren Keyboardalben, die mal schnell im Keller runtergerotzt wurden. Das liegt zum einen an Sherninians variabler Spielweise, dem Freiraum, denn er seinen Mitmusikern lässt und der perfekten Symbiose aus hartem Rock, Fusion, Jazz Rock und kernigen Heavy Elementen. Hier und da geht es auch mal recht abgedreht und abgehackt zur Sache, dennoch findet die spieltechnisch sehr starke Band aber immer wieder zusammen und jammt und rockt mitreißend vor sich hin. Entgegen den Projekten vom Schlage Liquid Tension Experiment oder Black Light Syndrome, leben die Songs auf "Planet X" nicht von spontaner Improvisation, sondern sind wohl durchstrukturiert, klingen aber dennoch erfrischend und brillant und diesen Projekten ebenfalls stilistisch nicht unähnlich. Nicht jeder wird natürlich etwas mit diesen rein instrumentalen Muskelspielen etwas anfangen können, aber zur Entwarnung sei erwähnt, dass Power und mitreißende Virtuosität immer in den Dienst der einzelnen Songs gestellt wurden. Es gibt also keine Aneinanderreihung von "schaut mal her, wie schnell ich spielen kann", sondern teils echte kaputte Keyboardsounds, kreischende Gitarren und treibende Rhythmen prägen das Album. "Very well done, Derek", auch wenn Du ein arroganter Sack bleibst!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999