CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)
Sfumato - Demo 1999
(44:47, Privatpressung, 1999)
Tja, lieber Sven, lieber Marcus, da habt Ihr mir aber eine harte Nuss zum Knacken gegeben. Da rede einer noch von journalistischer Freiheit, wenn einem ironisch grinsend eine CD mit den Worten "schreib aber was Nettes drüber, sonst verlierst Du zwei Abonnenten!" in die Hand gedrückt wird. Wenn ihr beiden da aber nicht meine diabolische Ader unterschätzt habt, denn meine Rache wird grausam sein und auf die Meinung unserer Abonnenten pfeif ich sowieso. He, nicht alle den Progressive Newsletter abbestellen, war doch nur ein Scherz! Das mediale Zeitalter sich zunutze gemacht, haben auch Sfumato ihren ersten öffentlichen Auftritt im absoluten Low Budget Eigenbau herausgebracht. Artwork handmade, CD selbstgebrannt, sympathisch spartanisch. Da es sich wie der Name schon sagt um ein Demo handelt, ist natürlich auch die Klangqualität etwas flach und im instrumentalen Nebeneinander nicht immer ausgewogen, was aber der musikalische Gehalt mehr als wett macht. Im Gegensatz zum harmlosen einheitlichen Einerlei, der einem ansonsten bei vielen Bands etwas unausgegoren entgegenschwappt, merkt man Sfumato das vierjährige Zusammenspiel und den Willen etwas eigenes auf die Beine zu stellen an. In der abwechslungsreichen Mischung aus melodischen, wie auch abgedrehten Elementen, wird nie der Pfad der Zugänglichkeit verlassen, man hört sich aber dennoch sehr gerne mehrmals durch die CD, die hinter dem spröden Sound einige interessanten Ideen versteckt. Aggressiv, düster, aber ebenso atmosphärisch oder mit weinerlicher Gitarren und weichen Bassläufen, wirkt vieles nicht nur willkürlich aneinandergeklebt, sondern wohl durchdacht. Ordentlicher Gesang rundet die Musik der selbst betitelten "fünf kranken Köpfe" ab, wenn auch sicherlich noch der letzte Funke für mehr als nur eine überdurchschnittliche Produktion fehlt. Immerhin ist es schwer, einen eindeutigen Vergleich zu finden, man kann eher in einzelnen Liedern Parallelen ziehen. Am leichtesten fällt dies beim vierzehnminütigen "Paranon", wo deutliche Marillion bzw. Pendragon Gitarrenführung zu erkennen ist, der Song aber in seiner Länge eine Spur zu langatmig wirkt. Der instrumental Schlussteil vom Opener "Wrong!" klingt nach Saga, am Ende kommt sogar ein Schuss Prog Metal hinzu. Bessere Produktion (Tja, es dauert eben noch etwas bis der Bausparvertrag fällig wird), noch eine Spur mitreißendere Ideen, vom instrumentalen Grundgerüst und der Grundeinstellung wurde schon mal einiges vorgelegt, nur Mut, da kann noch mehr daraus werden.
Kristian Selm
Kontakt: Sven Schmidt, Jägerstraße 1, 64397 Modautal, Tel: 06254 / 38289
© Progressive Newsletter 1999