CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)
Rudess Morgenstein Project - Rudess Morgenstein Project
(50:46, Domo Records, 1997)
Wie das Leben eben manchmal so spielt. Da bricht auf der 94'er "Full circle" Tour der Dixie Dregs in Fort Lauderdale, Florida auf einmal die elektrische Versorgung fast vollständig zusammen und nur noch Schlagzeug und Keyboards stehen unter Strom. Was folgte, war ein spontaner 10-minütiger Jam, der dann schließlich der Auslöser für dieses Projekt war. Nur Schlagzeug und Keyboards? Kann das gut gehen? Es kann, vor allem, wenn es sich wie bei Jordan Rudess (der inzwischen bei Dream Theater gelandet ist und erst vor kurzem beim Liquid Tension Experiment sein Können unter Beweis stellte) und Rod Morgenstein, um zwei wirklich exzellente Könner handelt, bei denen musikalischer Virtuosität und inhaltlicher Ideenreichtum zusammentrifft. Dieses Projekt ist deshalb auch keine reine Kopfmusik, die nur zeigen möchte, was beim entsprechenden technischen Können alles möglich ist - mit unbeschwerter Leichtigkeit und dem rechten Gefühl für in den Bauch und in die Beine gehende Melodien bieten die beiden Musik für alle Sinne und Körperteile. Vor allem Jordan Rudess verleiht mit seinen sehr verschiedenen Keyboardsounds, die mal Gitarre bzw. Basslinien vortäuschen oder auch einfach nur Soundeffekte produzieren, diesem Album einen äußerst vielseitigen Anstrich. Die Bandbreite reicht vom typischen Dixie Dregs Sound (nur eben ohne Flinkfinger Steve Morse), balladesker Melancholie bis hin zu sinfonischen, melodischen Jazz Rock, wobei die Betonung deutlich im Rockbereich liegt. Die leicht mysteriöse Stimmung und Rod Morgensteins variable Fellbearbeitung geben dem Album den letzten Kick. Sicherlich gibt es Phasen, wie bei jedem Instrumentalalbum, wo man meint, dass das Gehörte irgendwie ähnlich klingt, aber zweifelsohne erreicht dieses Tasten / Schlagzeugwerk über weite Strecken den Status eines Referenzwerkes für virtuose Instrumentenbearbeitung, die nicht nur einem egoistischen Selbstzweck dient.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999