CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)
Persephone's Dream - Moonspell
(65:55, Privatpressug, 1999)
Ja, ja, das leidige Thema, was ist nun Prog. Ganz einfach, man erkennt es, wenn man es hört. Doch scheinen die persönlichen Höreindrücke sehr weit auseinander zu liegen, denn Persephone's Dream zweite CD "Moonspell" wird zwar als "progressive band out of Pittsburgh" angepriesen, doch wie gesagt, mit "progressive" scheint hier irgendwie etwas anderes gemeint zu sein. Deswegen also mal tiefer gegraben und geforscht, was das Quartett aus dem Osten der U.S.A. auf ihrem Longplayer zusammengespielt haben. Da wäre zum einen die sehr markante Stimme von Sängerin Karin Nicely, die ihrem Namen wirklich alle Ehre macht. Sie singt nett und in höherer Tonlage, aber trotz gesanglicher Sicherheit und Ausstrahlung wird nicht jedermann mit dieser Stimme klarkommen, denn unterschwellig und auf Dauer nervt ihr Organ. Wie gesagt, Geschmackssache. Kommen wir also zur Musik. Viel wird bei Persephone's Dream durch Atmosphäre und düstere Grundstimmung getragen, die vor sich hinschrammelnde und heulende Gitarre dominiert instrumental. Das Tempo liegt im Mid-Tempo Bereich, die Rhythmen gehören mehr in den Bereich straight, aber dennoch interessant, da der Bass sich bohrend durch die Takte gräbt. Elemente aus Gothic, modernen Rocksounds, sowie leichtem Prog-Touch bestimmen die Musik der Amerikaner. Über weite Strecken klingt das gut gemacht und lebendig produziert, aber irgendwie fehlen dem Album Höhen und Tiefen. Auch bei Bands wie The Gathering und Iona hängt zwar viel von der Stimme der Sängerin ab, aber den letztendlichen Kick liefert dazu die Musik. So bietet "Moonspell" über eine Stunde angenehme Unterhaltung für düstere Herbsttage oder Berufsmelancholiker, die aber auf lange Sicht nicht für jeden einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999