CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)
Ian McDonald - Drivers eyes
(45:46, Camino Records, 1999)
Große Worte und große Namen sorgen nicht immer für ein großes Album. Trotzdem Ian McDonald bei King Crimson und Foreigner maßgeblich an deren frühen Erfolgen beteiligt war, ist er nicht, wie es der Waschzettel der Plattenfirma weiß machen will, "einmal ein König - immer ein König". "Drivers eyes" weist zwar eine endlose Reihe namhafter Gastmusiker auf u.a. Steve Hackett, John Wetton, Gary Brooker (Procol Harum), Peter Frampton, Lou Gramm (Foreigner), John Waite (Bad English), sowie die ehemaligen King Crimson Mitstreiter Mike Giles und Pete Sinfield, aber auch sie können nicht immer dem hohen Erwartungsdruck standhalten. Herausgekommen ist letztendlich immerhin ein sehr gut produziertes und ebenfalls gut gespieltes Rockalbum, welches neben einigen Aussetzern auch hochkarätiges Material im Rockgewand bietet Sehr unglücklich fiel die Wahl des Openers "Overture" aus, welches nicht über das Niveau eines belanglosen Popstückchens herauskommt. Die nette Melodie wird endlos wiederholt, langweilt aber nur. Das rockige "In your hands" geht gut ab und Ian McDonald mimt ebenfalls einen ordentlich Sänger - schon wesentlich besser als der Anfang. John Waite (vor allem durch sein Hit "Missing you" zu Weltruhm gelangt) hebt mit seiner für Balladen prädestinierten Stimme "You are a part of me" auf ohrwurmfreundlich und radiotaugliches Niveau. Im Hintergrund darf Steve Hackett auf der Mundharmonika(!) seinen Part beisteuern. Beim Instrumental "Sax Fifth Avenue" greift McDonald zum Saxophon und über einem lässigem Groove treibt er die melodische Nummer gelassen voran. Das folgende, im Mid-Tempo gehaltene "Forever and ever" ist rhythmisch recht gleichförmig, aber Flöte und John Wettons Gesang geben der Nummer den entscheidenden Kick. "Saturday night in Tokyo" dagegen ist eine kurze Rocknummer mit Niveau, während das Instrumental "Hawaii" ohne jegliche Höhepunkte vorbeirauscht. Doch wie der richtige Gesang ein Stück retten kann, dass zeigt sich auf "Straight back to you" von Foreigner Frontmann Lou Gramm. Saxophonsolo und Steve Hackett diesmal an der Gitarre machen daraus ein Stück, welches prima auf Foreigners "Head games" Album gepasst hätte. Dagegen wirkt "If I was" trotz Peter Framptons Solo wie Alan Parsons für Arme. Nette Nummer, aber recht flach. Das Instrumental "Demimonde" führt dieses Niveau problemlos fort und setzt den Songschreiberqualitäten von Ian McDonald wiederum seine eigenen Grenzen. Doch mit der dramatischen, von einem Streichquartett unterstütztem "Let there be light" und Gary Brookers unverwechselbarer Stimme ist immerhin ein versöhnliches Ende gelungen. Ein Album mit Licht, aber auch viel Schatten. Die Qualitäten Ian McDonalds als Musiker sind unbestritten, an seinen Songschreiberqualitäten muss er jedoch noch feilen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999