CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)
Mad Crayon - Diamanti
(49:33, Mellow Records, 1999)
Nach vielen durchschnittlichen Produktionen und dem mehr minderwertigen Output von Mellow Records endlich wieder mal ein Album aus Italien, welches von Anfang an vollständig überzeugen kann. Mad Crayon ist auf ihrem zweiten Longplayer eindrucksvoll gelungen, die Atmosphäre und Spielfreude des Italo Progs der 70er in die 90er zu retten und dies mit Drive, Emozione, sowie sachten Blues Rock und Jazz Rock Elementen auf den rechten Pfad zu führen. Südeuropäische Lebenskunst, der Flair des ewigen Sommers, spannungsgeladene Keyboard- und Gitarrensoli, all dies flüssig und sauber zusammengeführt, seit den ersten Alben von Calliope hat mich keine neue italienische Band mehr so nachhaltig überzeugt. Die Römer bauen aber nicht nur auf die üblichen Genesis Versatzstücke in Gefühl und Keyboardsound, sondern auch gelegentliche Saxophoneinsätze fügen sich harmonisch in die präzise auf den Punkt gebrachten Ideen ein. Virtuose, aber nie zu kopflastigen Kompositionen stehen gleichberechtigt neben sehr gefühlsbetonten, ruhige Passagen, die von der Traurigkeit der italienischen Seele erzählen. Der Gesang in Landessprache besitzt die nötige Ausstrahlung, die Produktion wirkt homogen, mit viel Liebe fürs Detail, ohne aber den Blick aufs Wesentliche zu verlieren. Mal schraubt sich die Gitarre euphorisch in die Höhe, um von Klavier und Keyboards federleicht umspielt oder ausdrucksstark abgelöst zu werden. Mad Crayon haben ein wirklich schönes, wohl durchdachtes Album abgeliefert, das zwar nicht mit den Meilensteinen der 70er konkurrieren kann, aber dennoch unheimlich charmant ist. Für Liebhaber der südeuropäischen Variante des Progressive Rocks, die viel von der Leichtigkeit des Seins lebt, aber dennoch Tiefgang besitzt, ein weiterer Stein für das Haus der schönen, gefühlsbetonten Klänge aus bella Italia. Mille grazie!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999