CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)

Kalaban - Eyes of a seer
(51:05, MP3, 1999)
Kalaban - Turn to flame
(43:47, MP3, 1999)

Internet und neuartige Technik machen's möglich. Alle Titel von Kalaban gibt's taufrisch im Internet zum Runterladen oder Bestellen. Gute Sache, denn somit kosten die CDs nur noch schlappe 10 US$. Das Endresultat kann man sich nun im heimischen CD Player oder auf dem PC mit optischer Untermalung und passenden Infos zum Song anhören. Dafür gibt's kein richtiges Booklet, sondern einen Einheitskarton, auf dem die Titel aufgedruckt sind. Wirkt optisch nicht sonderlich ansprechend, aber schließlich geht's ja um die Musik und die ist erstklassig. Die beiden CDs enthalten hauptsächlich Material, welches sich bereits auf den beiden Studioalben "Don't panic" (1990) und "Resistance is useless" (1993)" befand, aber auch zwei bisher unveröffentlichte Titel. Kalaban galten zur damaligen Zeit, neben Echolyn, zu den vielversprechendsten Bands aus den U.S.A. Höhepunkt ihrer Karriere war sicherlich der Auftritt auf dem Progfest '94. Die Musik der Amerikaner ist sehr verschachtelt, teilweise äußerst komplex und mit einigen Breaks versehen. Meist in weit ausladenden, fast rein instrumentalen Epen vorgetragen, hat sie aber immer einen sinfonischen Touch und gleitet zeitweise in klassische Gefilde ab, wie auch bombastische Elemente ihren Platz finden. "Eyes of a seer" beinhaltet das dramatische, sehr heftige "Mutants over Miami" und das wesentlich songorientiere "Midnight comet dream" vom Debüt, sowie die melodischen, euphorischen Parts 1 und 2 von "Eyes of a seer" vom Nachfolger. Interviews mit Gitarrist Randy Graves und Keyboarder Michael Stout runden das Werk ab. Unbekannteres Material gibt es dagegen auf "Turn to flame" zu hören. "The troubador" beginnt ruhig und getragen, um sich mit Dynamik und Spannung versehen in einem von Mussorsky beeinflussten Mittelteil härter und bombastischer zu entwickeln. Ein harmonisches Ende beschließt das fast 15-minütige Epos. Es folgt die Liveversion von "Mutants over Miami", wie sie auch auf dem Progfest Sampler von Musea zu hören ist. "Overlook Park", ein Hommage an den Central Park in New York, setzt die verschiedenen Stimmungen des Parks musikalisch um, und erinnert in seiner sinfonischen Verspieltheit etwas an Djam Karet. Dasselbe Interview mit Randy Graves, wie bereits auf "Eyes of a seer" beschließt diese CD. Zum Reinschnuppern sind diese CDs genau das Richtige, dennoch empfehle ich die Originale, oder wenn schon MP3, dann "Turn to flame", da es hier wenigstens neues von Kalaban zu hören gibt. Ein komplett neues Studioalbum ist anscheinend auch bereits in Planung. Noch ein abschließendes Wort zu schöne neuen Welt des preiswerten CD Erwerbs. Das MP3 Format macht zwar den CD Kauf preiswert, aber irgendwie sagen mir doch die "echten" CDs mit Booklet und ansprechender grafischer Gestaltung um einiges mehr zu. Die Zukunft wird zeigen, was der Mehrheit gefällt.

Kristian Selm



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