CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)
Andeavor - Once upon a time
(71:39, PMM, 1999)
Chris Rodler, Kopf hinter Leger De Main und Mitglied bei RH Factor, veröffentlicht auf seinem Label Progressive Music Management ein weiteres seiner diversen Nebenprojekte. Diesmal handelt es sich um die Prog-Metal Combo Andeavor, in die er mehr durch einen Zufall hereinrutschte - er sah die Band bei diversen Live-Shows und bot ihnen seine Hilfe an, da er die Dreifachbelastung von Douglas Peck durch Gesang, Bass und Keyboard abfedern wollte. Entgegen seiner sonstigen Tätigkeit als Gitarrist, spielt er bei Andeavor hauptsächlich Keyboards, wie auch Bass. Steven J. Starvaggi am Schlagzeug und Steve Matusik an der Gitarre komplettieren das Quartett. Ob man das, was Andeavor spielen, unbedingt in die inzwischen mit einem negativen Touch vorbelastete Schublade Prog-Metal stecken sollte, ist über weite Strecken fraglich. Die Amerikaner verbinden Melodic Rock, straight rockenden Hard Rock mit gelegentlichem Geschreddere, selbst melancholischen Keyboardpassagen finden aber genauso ihren Platz. Was "Once upon a time" aber von einer durchschnittlichen Metal Produktion unterscheidet, ist die Abwechslung, die offensichtliche Verwendung von Keyboards, das technische Können nicht in der Vordergrund stellen zu müssen, sondern mehr auf die Qualität der Songs zu achten. Dennoch ist der eindeutige Wille da, aus dem 08/15 Schema Strophe-Chorus-Strophe auszubrechen. Hin und wieder wird der Schredder- und Breakfaktor erhöht, ohne dass dabei die Musik ins uferlose Gefrickel absinkt. Andeavor machen ihre Sache grundlegend nicht schlecht, aber leider muss ich mich zum tausendsten mal wiederholen: der ominöse Funke springt einfach nicht über. Es liegt beileibe nicht daran, dass die Qualitäten der Musiker nicht ausreichen. Die Arrangements sind auch sehr interessant gestaltet, aber irgend etwas fehlt, um aus diesem Album wirklich etwas sehr Gutes reifen zu lasen. Es wird wahrscheinlich an den Melodien und Songlinien liegen, die irgendwie nicht auf meiner Wellenlänge liegen. Trotzdem werden sich für dieses Album sicherlich Abnehmer finden, die mehr auf die melodische Variante technischen Metals stehen. Ich bin bereits auf die nächsten Projekte von Chris Rodler gespannt, die musikalisch in ganz andere Gefilde gehen sollen.
Kristian Selm
Kontakt: PMM, 6802 Helena Drive, Erie PA 16510, U.S.A.
© Progressive Newsletter 1999