CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)
Michael Peters - Escape veloopity
(57:08, Originalton West, 1998)
Als Kraftwerk Mitte der 70er Jahre die Rockmusik im allgemeinen und die (E-) Gitarre im besonderen für tot erklärten, war ihnen sicherlich nicht bewusst, dass ausgerechnet von diesem Instrument die interessantesten Impulse für das von ihnen mitdefinierte Genre zu erwarten sein sollten. Michael Peters ist zweifelsfrei einer jener Gitarristen, die solche Impulse innovativ erarbeiten. Er bedient sich dabei einer in der elektronischen Musik bewährten Technik, den sogenannten Loops: Dem endlos wiederholenden Echo einer aufgenommenen Soundschleife werden weitere Schleifen hinzugefügt. Es entsteht ein komplex strukturalisiertes und plastisches Soundgemälde. Das klingt nach typischer Ambient- oder Meditationsmusik, ist es auch in vielen Fällen (und damit zumeist etwas langweilig) - Peters gelingt mit dieser Technik jedoch viel mehr. Sein Album "Escape veloopity" präsentiert alle möglichen Aspekte progressiver Gitarrenmusik, Ambient ist nur ein Aspekt davon, jazzige Klänge wie beim Opener "Blue ascension" oder fast ledzeppelinesque wie bei "Stegosaurus orbit" ebenso. Manchmal klingt es eben auch nach dem Pionier dieses Genres Robert Fripp (ich denke da an seine minimalistischen Arbeiten mit Brian Eno), manchmal nach Adrian Belew. Peters Musik ist immer virtuos, bisweilen überraschend akustisch - stets bleibt sie spannend und voller Überraschungen, die sich dem Hörer erst langsam erschließen. Eher einem Logbuch seiner musikalischen Versuche mit der Technik der Loops gleichend, überzeugen neben seinen handwerklichen Qualitäten vor allem die abwechslungsreichen Kompositionen und die Stimmung, die er mit seiner Musik zu erzeugen vermag.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 1999