CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)
Mary Jane - The gates of silent memory
(66:05, September Gurls, 1999)
Der Beipackzettel der Plattenfirma gibt wieder mal die Erwartungshaltung vor, wobei entgegen dem sonstigen Werbeschwall, die Zuordnung nach reger Beschäftigung mit der Musik, ausnahmsweise bestätigt wird. Die britischen Folkrocker vermischen keltische Ursprünge mit den Einflüssen des 60er/70er Jahre Psychedelic Rock. In einer verträumten, mystischen Atmosphäre kommen Erinnerungen an Fairport Convention oder auch an die akustische Seite von Jethro Tull auf. "The gates of silent memory" wird vor allem durch zwei Merkmale geprägt. Zum einen durch den elfenartigen Dornröschen-aus-dem-Schlaf-erwachten Gesang von Jo Quinn, die stimmlich in die sphärische Höhenlage von Annie Haslam bzw. Loreena McKennitt einzuordnen ist, in den psychedelischen Passagen aber auch manchmal die Trotzigkeit von Jefferson Airplane Sängerin Grace Slick durchscheinen lässt. Zum anderen ist die Grundstimmung des Albums von Melancholie und Traurigkeit bestimmt, doch die Leichtigkeit der akustischen Instrumente (u.a. Flöte, Geige, Akustikgitarre, Banjo), die Verwurzelung in die keltischen Jigs und Reels, strahlen doch ein gewisses Maß an Fröhlichkeit aus. In seltenen Momenten darf dann auch die E-Gitarre röhren, die Schwermütigkeit bleibt jedoch bestehen. Entgegen dem Vorurteil der "Friede-Freude-Eierkuchen" Mentalität von Folk Rock, präsentieren sich Mary Jane ausgereift, anspruchsvoll und mit Tiefgang. Jahreszeitlich erscheint dieses Album jedoch einige Monate zu früh, passt es doch von seiner Atmosphäre mehr in die herbstliche, winterliche Jahreszeit.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999