CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)
Kerry Livgren - Prime mover II
(64:08, Numavox, 1998)
Kerry Livgren stand ja dereinst der großartigen amerikanischen Prog-Legende Kansas als Gitarrist, Keyboarder und v.a. als Songschreiber vor. Auf dem Zenit seines kommerziellen Erfolges angelangt, fand er in christlicher Religiosität den Halt, den er sonst vergeblich gesucht hatte. Er stieg bei Kansas aus und gründete die christliche Rockband AD, die jedoch endete Ende der 80er im finanziellen Desaster. Seinem Glauben tat dies keinem Abbruch, seiner Musikalität Gott sei Dank ebenso wenig. 1989 entstand sein Low-Budget Soloalbum "Prime mover" - eine Sammlung aus recht ordentlichem alten und neuen Material mit teilweise für europäischen Ohren ungewöhnlich religiösen Texten. Die Produktion war aber nicht professionell genug und so wurde das musikalische Potential des Albums nicht ausgeschöpft, kam es doch kaum über mittelmäßigem Democharakter hinaus. Nun liegt eine stark überarbeitete Version dieses Albums vor - große Teile wurden neuaufgenommen, das Album wurde neu gemixt und enthält außerdem noch einige neue Stücke. Nun wesentlich professioneller, offenbart "Prime mover II" das herausragende musikalische Talent Livgrens, der das Album fast im Alleingang einspielte, nur unterstützt vom vorzüglichen Lead-Sänger Warren Ham. Einigen plakativen Texten zum Trotz ("Don't pass me by" und religiös umgetextete "Portrait" aus seligen Kansas-Tagen), ist "Prime mover II" ein rundum gelungenes Album, dass noch sehr viele Elemente der Kansas-Ära Livgrens beinhaltet und mit "Incantos" eine geradezu bezaubernde Ballade als Höhepunkt hat. Sicherlich eine Bereicherung für jeden Kansas-Fan der frühen Tage und hochinteressant für all jene, die mit dem traurig dargebotenem Output der reformierten Kansas nichts mehr anfangen können.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 1999