CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)

Lanfear - Zero poems
(51:57, Famous Kitchen, 1999)

Zwischen der Hard Rock / Metal und der Progressivszene gibt es schon seit Jahren und bereits vor Etablierung des Prog Metals eine innere Verbindung. Immer wieder flossen klassische Elemente in die Musik ein. Begonnen hat alles mit Deep Purples "Concerto for Group and Orchestra" in den frühen Siebzigern und noch heute gibt es immer wieder gegenseitige Einflüsse beider Genres, wodurch natürlich auch in den Progressive Newsletter immer wieder CDs zur Besprechung hineinrutschen. Aktuelles Beispiel sind dieses mal Lanfear, die gleich richtig die Post abgehen lassen, sich aber im Verlaufe ihrer CD nicht nur als engstirnige Hauruckbrüder outen. Beim Opener und Titelsong "Zero poems" wird zwar kräftig Gas gegeben und in feinster Power Metal Manier, aber auch mit Gespür für Melodie, losgerockt. Doch im weiteren Verlauf der CD gelingt es Lanfear sehr gut, zwischen hymnischen Melodien, sinfonischen Bombast und dynamischer Härte die Balance zu finden. Die Keyboards sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern treten des öfteren auch in den Vordergrund, um abwechselnd mit der Gitarre für den richtigen Drive zu sorgen. "Zero poems" ist keine langweilige 08/15 Prog Metal Schote, auch wird hier nicht nur gnadenlos Tempo gebolzt, sondern ruhige Zwischentöne, zurückgeschraubte, atmosphärische Parts, sehr abwechslungsreicher und spannender Songaufbau mit mannigfaltigen Dynamikwechseln in epischer Länge verleihen dem Metal einen orchestralen, teilweise auch mystischen Anstrich, abseits vom langweiligen Einheitsbrei. Als besonderes Schmankerl gibt es auch noch eine gut abrockende Coverversion von "Twilight" des Electric Light Orchestras. More than just another faceless metal band.

Kristian Selm

Kontakt: Famous Kitchen, Lachenstrasse 10, 74740 Adelsheim, email: info@horn-music.com

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