CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)
Isopoda - Taking root
(46:31, Musea, 1979)
Ende der 70er und Anfang der 80er waren Isopoda eine feste Größe in der belgischen Musikszene. Am 30.1.1982, kurz vor dem Erscheinen ihrer zweiten LP "Taking root", die jetzt von Musea wiederveröffentlicht wurde, gaben sie vor rund 2.000 Zuschauern ein umjubeltes Konzert zusammen mit einem kompletten Sinfonieorchester. Vernichtende Konzertkritiken - die Zeit für sinfonische Rockmusik war eben vorbei und Punk und New Wave bestimmten die musikalische Landschaft - interne Differenzen, sowie enttäuschende Verkaufszahlen führten schließlich kurz danach zum Split der Band. Soweit zum geschichtlichen Background von Isopoda. "Taking root" merkt man hörtechnisch durchaus die Zeit an, aus der dieses Album stammt. Die Hochzeit des Progressive Rocks war vorbei, kurz vor dem Aufflammen der Neo Prog Welle besann man sich mehr auf eingängigeres, aber durchaus verspieltes Material. So schwankt dieses Album zwischen schönen Melodielinien mit triumphierenden Gitarren und tieftönig klingenden Synthesizern, schwungvollen Tastenläufen und fast schon poppig anmutenden Songideen. Fröhlich beschwingt erinnern die Belgier im instrumentalen Ansatz etwas an die deutschen Nachbarn von Neuschwanstein und Anyone's Daughter, nicht nur durch den Gesang, sondern auch in der Gesamtanlage wirken sie manchmal auch wie der kleine Bruder von Machiavel. Leider gibt es bei der CD Version auch ein paar Leierer vom Masterband zu verzeichnen. Entweder wurde bei der Überspielung geschlampt oder es gab eben keine bessere Quelle. Das zweite und letzte Album von Isopoda spiegelt den Zeitgeist von vor ca. 20 Jahren wieder, wobei nicht alles auf diesem Album der Weisheit letzter Schluss ist. Im Gesamten handelt es sich aber durchaus um einen positiven Eindruck aus der Zeit des musikalischen Umbruchs.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999