CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)

Hawkwind - Golden void 1969-1979
(70:21 + 59:23, Purple Pyramid, 1999)

Kaum eine andere Band kann auf eine so lebendige Bandgeschichte zurückblicken wie Hawkwind. In den knapp 30 Jahren ihres Bestehens brachten sie fast jedes Jahr eine Platte heraus, mannigfaltige Line-Up Wechsel wirbelten das Bandgefüge mehrfach durcheinander, aber bis heute stehen die Briten für einen Stil, den sie in immer neue Richtungen entlockten: Space Rock, welcher von treibenden Rhythmen und elektronischen Klängen geprägt ist. "Golden void" fasst nun die ersten zehn Jahre des Bestehens mit seltenen Demo- und Liveaufnahmen zusammen (darum ist die Klangqualität auch nicht immer die Beste), als z.B. Lemmy Kilmister (Motörhead), Simon House (David Bowie) oder auch Nik Turner für kurze oder längere Zeit dabei waren. Die Doppel CD umfasst das ganze Spektrum des typischen Hawkwind Sounds und ergänzt jede Ära der Band, sowie die einzelnen Songs, um interessante Backgroundinformationen. Da wären zuerst zwei Songs ("Hurry on sundown", "Sweet mistress of pain") von einem der ersten Demos, welche noch sehr von der psychedelischen Ära der späten 60er geprägt sind und wo die Band noch Hawkwind Zoo hieß. Es folgen sechs Songs aus der Zeit von 1971-78, als zuerst elektronische Effekte und stampfende Endlosrhythmen ("We do it", "Earth calling"), später Hard Rock Elemente und Nik Turners Saxophonstöße ("King of speed", "Motorhead"), sowie Robert Calvert's Science-fiction durchtränkte Texte ("Spirit of the age", "Robot") den Stil von Hawkwind bestimmten. Als Splittergruppen bzw. Projekte neben Hawkwind, endet CD 1 mit vier Livetiteln von den Sonic Assassins, die zweite CD beginnt mit den Hawklords, bei denen wieder mehr die hypnotisierenden Rhythmen und minimale Gesänge im Vordergrund stehen. Als Bonus enthält die zweite CD noch die "Earth Ritual EP" von 1983, mit dem krachenden "Night of the hawks", dem eher getragenen-schleppenden "Green finned demon", bei "Dragons & fables" spürt man sogar etwas vom New Wave der 80er. Abschließend kommt noch Dave Brock in einem sehr interessanten Interview für eine halbe Stunde zu Wort. "Golden void" macht den Mythos Hawkwind zum Teil greifbar und präsentiert eine eigenwillige Band, die ihren ganz ureigenen, faszinierenden Stil gefunden hat.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999