CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)

Delivery - Fools meeting
(71:10, Cuneiform, 1970/71)

Die Bandmitglieder von Delivery lesen sich wie ein "Who's who" der Canterbury Szene. Auf "Fools meeting" befinden sich die ersten Studioaufnahmen solch illustrer Musiker wie Steve Miller (Caravan), Phil Miller (Matching Mole, Hatfield & The North, National Health), Roy Babbington (Soft Machine) und Pip Pyle (Gong, Hatfield & The North). Delivery wurden 1966 gegründet und nahmen 1970 ihre einzige LP "Fools meeting", die inzwischen in Sammlerkreisen für 250$ aufwärts gehandelt wird. Zur damaligen Zeit wurden ihre Bemühungen von den Medien leider ignoriert, so dass sie sich 1972 auflösten und die einzelnen Musiker in ihren Nachfolgebands wesentlich mehr Erfolg hatten. Das vorliegende CD Reissue beinhaltet nun neben der Original LP, noch bisher den unveröffentlichten Track "One for you", sowie zwei Liveaufnahmen. Ein informatives Booklet, über die wechselhafte Bandgeschichte, rundet das Bild ab. Die Musik von Delivery lebt noch von der Experimentierfreudigkeit und musikalischen Unentschlossenheit seiner Mitglieder. So sind die Rhythmen zwar deutlich in der Blues Rock Tradition verwurzelt, aber psychedelische Tendenzen (verzerrte Gitarre, verschwommenes Klangbild), sowie Canterbury Einfluss (hüpfende Rhythmen, Saxophon) machen das Album zu einem mehr als alltäglichen Hörgenuss. Besonders prägnant setzt sich Carol Grimes immer wieder in Szene, die im Timbre an Grace Slick oder Folksängerin Melanie erinnert. Der gut durchmengten Beat, Blues, Jazz Rock, Psychedelia Mischung merkt man zwar deutlich an, dass mittlerweile schon fast 30 Jahre durchs Lande gingen, da aber Delivery über ausgezeichnete Musiker verfügten, klingt's weder altbacken, noch nostalgisch verklärt. Im Vergleich zu den späteren Bands der Musiker, sind Delivery auf den ersten Blick wesentlich eingängiger und geradliniger, aber weit davon entfernt, in langweiliger Beatmusik zu versumpfen. Hier und da ein Ausflug in fremde Gefilde (expressive Saxophonsoli, treibende Rhythmen, perlende, temporeiche Pianoläufe), man merkt hier schon in Ansätzen wohin nach der Auflösung von Delivery die Reise gehen wird.

Kristian Selm



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