CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)

Ancient Vision - Focus or blinders
(71:13, Privatpressung, 1994)

Besser spät als nie und warum eben nicht! Okay, das letzte Studioalbum von Ancient Vision hat schon fünf Jahre auf dem Buckel, aber immerhin sind die Amis schon wieder im Studio und wollen noch dieses Jahr ihr mittlerweile drittes Studioalbum folgen lassen. Deswegen die Uhren zurückgedreht ins Jahr 1994. Der optische Eindruck ist erst einmal nicht schlecht, obwohl man sich beim Artwork des Holländers Mario Baert sehr deutlich bei Roger Dean (vor allem Yes "Drama" Cover) bedient hat. Also hinein mit der CD in den Player, um die hörtechnische Impression folgen zu lassen. Und gleich kriechen einem schon die beiden ersten Mängel in die Hörmuscheln: die Drums klingen trotz fleischlichem Schlagzeugers recht steril, der Gesang wirkt emotionslos und wenig variabel. Dafür kann man dem synthetischen, hochmelodischen Bombast nicht einen gewissen Reiz absprechen. Doch muss man bis zum sechsten Stück "Why send a man in to do a boy's job" warten, bevor auch mal die Keyboards solistisch ran dürfen. Ancient Vision verbinden ihren sinfonischen Rock mir progressiven Ansätzen, doch im Gesamteindruck wirkt die Musik zu zäh und träge, wenn auch technisch auf ansprechendem Niveau liegend. Die Arrangements wirken kompakt, solide und erhaben, es fehlt ihnen aber am rechten Schmiss, vieles wirkt einfach zu simpel und durchschaubar gestrickt. Somit bleibt abzuwarten, ob das nächste Album doch hoffentlich besser gelingen möge.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999