CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)

Sebastian Hardie - Live in L.A.
(56:46, Musea, 1994)

Der Ansager verspricht nicht zu viel. David Overstreet, der Mitorganisator des Progfestes, kündigt Sebastian Hardie als Band von "Down under" an, die zwei der schönsten sinfonischen Alben der 70er veröffentlichte. Und so beginnt eine Lehrstunde feinster melodischer Rockmusik, die geprägt ist von vielen weichen Mellotronklängen, umspielenden Gitarrenfiguren und fließenden Melodien, die einfach traumhaft schön den direkten Weg ins Herz finden. Sebastian Hardie, die Band um den aus Sydney stammenden Gitarristen und Sänger Mario Millo, veröffentlichten 1976 mit "Four moments" und "Windchase" zwar nur zwei Alben, diese gehören aber sicherlich zu den sinfonischen Meisterwerken der 70er. Millo versteht es, seine Gitarre in solch Eindringlichkeit singen, flehen, schluchzen und jammern zu lassen, das man echt den Blues kriegt. Alex und Peter Plavsic sind mehr als eine routinierte Rhythmustruppe, sie nehmen geschickt das Tempo zurück, um aber auch mal Bedarf etwas Gas zu geben. Keyboarder Toivo Pilt sorgt neben Mellotron, auch mit Hammond und Synthesizeruntermalung für die richtige Stimmung. Für ein einmaliges Reunionkonzert traten alle vier 1994 in Los Angeles noch einmal zusammen auf die Bühne, um live ein Stück Musikgeschichte wieder lebendig werden zu lassen. Der vorliegende Mitschnitt vereint nun die besten Momente der beiden Alben, ergänzt um eine eigenwillige Bizet Interpretation an der Gitarre. Zwar gibt es auch einige herbe Rückkoppler zu verschmerzen, was aber angesichts der Klasse der Musik gerade noch verzeihbar ist. Musea plant demnächst auch noch die beiden Studioalben, die bisher nur als teurer Japanimport zu bekommen waren, ebenfalls wiederzuveröffentlichen. Doch bis es soweit ist, kann man mit dieser Liveaufnahme in purer Nostalgie schwelgen. Grandios!

Kristian Selm



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