CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)
Colin Bass - An outcast of the islands
(63:16, Early Birds, 1999)
Die 98'er Camel Tour war nicht nur musikalisch ein voller Erfolg. In Polen, wo Camel problemlos Hallen für 3-4000 Leute füllten (während sie bei uns nur in mittelgroßen Clubs begeistern konnten), wurden ebenfalls Kontakte zur einheimischen Musikszene geknüpft, dessen Resultat diese Solo CD von Bassist Colin Bass darstellt. Zusammen mit der Elite der polnischen Prog-Szene (u.a. diverse Musiker von Quidam und Abraxas) und der Hilfe von Bandkollegen Andrew Latimer und Dave Stewart entstand ein sehr relaxtes, wenn auch über weite Strecken ziemlich ruhiges (für manche vielleicht zu ruhiges) Album. Dennoch ist keineswegs zu leugnen, dass eindeutig der feine, hochmelodische Camel Touch durchscheint. Das musikalische Spektrum reicht von ruhigen, butterweichen Schmuseballaden ("As far as I can see", "Goodbye to Albion", "Reap what you sew"), kurzen klassischen Streichquartetteinlagen, akustischem Folk ("Trying to get to you"), poppigen Songs ("Denpasar moon") bis hin zu euphorischen Instrumentals ("Macassar", "The straits of Malacca"), bei der natürlich besonders der typische, sehr gefühlvolle Spielstil von Andrew Latimer zum Tragen kommt. Ein weiterer Pluspunkt ist die angenehme, sehr warme Stimme von Colin Bass, die der von Andrew Latimer nicht unähnlich ist. Solistisch tritt Colin einmal mit Fretless Bass ("Aïssa"), sowie mit normalen Bass ("No way back") in den Vordergrund, um jenen Songs noch mehr Tiefgang und Atmosphäre zu verleihen. "An outcast of the islands" kann trotz, oder gerade wegen seiner vielen ruhigen Passagen, überzeugen. Kompakte Songs mit viel Atmosphäre werden durch gelegentliche Soli, vor allem von Andrew Latimer, erheblich aufgewertet. Der positive Gesamteindruck gibt der Musik viel Raum zum träumen und treiben lassen. Einfach schön!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999