CD Kritik Progressive Newsletter Nr.24 (03/1999)

Tiles - Presents of mind
(52:29, InsideOut, 1998)

Mit ihrem mittlerweile dritten Longplayer ist Tiles ein weiterer Schritt Richtung Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit gelungen. Zwar klingt hier und da immer noch die unüberhörbare Verwandtschaft zu Rush (Arrangements, Sound) durch, auch fehlt es nicht an progressiver Härte - von den unzähligen Prog Metal Combos, die eine langweiliger wie die andere klingen, heben sich die Amerikaner jedoch sehr wohltuend ab. Das liegt zum einen daran, dass "Presents of mind" zwar wesentlich kantiger und härter als die Vorgänger klingt, jedoch geht beim Quartett aus Michigan nie das Gefühl für gute Hooklines verloren. Akustische, ruhigere Parts, wechseln sich mit kernigem Rock ab, ohne dabei nur platt und nach tausendmal gehört zu klingen. Bei dieser Art progressiven Hard Rocks steht nicht instrumentales Geprotze im Vordergrund (Ausnahme: das wirklich gute und druckvolle Instrumental "Ballad of the sacred cows"), es sind vielmehr die auf klaren, dennoch immer wieder verspielten Ideen, die diese CD hörenswert machen - und dies nicht nur beim ersten Mal. Als Gast fiedelt übrigens Discipline's Matthew Parmenter beim epischen elfminütigen Longtrack "Reasonable doubt" mit. Sicherlich haben Tiles die Rockmusik nicht neu erfunden und sind mit ihren Einfällen so herausragend, dass es einem ständig die Kinnlade runterschlägt. Wer jedoch auf intelligente, härtere Rockmusik mit anspruchsvollen und interessanten Arrangements steht, für den sind Tiles mehr als eine lohnenswerte Alternative.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999