CD Kritik Progressive Newsletter Nr.24 (03/1999)
Tempano - Åtabal-Yémal
(67:03, Musea, 1979/98)
Die progressive Landkarte ist wieder um ein Land reicher. 1979 veröffentlichten Tempano als erste Band aus Venezuela ein sinfonisches Rockalbum, welches jetzt als Reissue von Musea zum ersten mal im CD Format vorliegt. Neben den 6 Titeln des ursprünglichen Albums, gibt es zusätzlich noch drei Bonustracks, die damals aus Platzgründen keine Berücksichtigung fanden und von den Originalmitgliedern der Gruppe letztes Jahr neu eingespielt wurden. Los geht's mit dem Instrumental "Cascada"(wobei man aber auch seltenen spanischen Gesang geboten bekommt), welches ganz deutlich die Richtung auslotet, in der sich die vier Südamerikaner musikalisch bewegen. Entgegen dem Artwork, was auf den ersten Blick eher einen Marillion Clone vermuten lässt, sind es mehr sinfonische, melodische, hintergründig leicht schwermütige Elemente, die durch Latin Jazz Rock Wurzeln durchtränkt sind. Wie bei vielen südeuropäischen Bands kommt das Ganze recht locker rüber, ohne dass die Bandmitglieder mit den Pfründen wuchern müssen. Die Keyboards geben die sanfte Melodieführung vor, weiche, jazzig angehauchte Gitarrensoli bieten Paroli, untermauert von einer handwerklich ausgezeichneten Rhythmusabteilung. Einiges erinnert hier an Santanas Spätjazzrockphase Mitte der 70er, wie überhaupt die Spielweise der Instrumente mehr dem Jazz Rock Bereich entliehen ist. Durch die ausladende Interpretation und butterweiche Keyboardteppiche gelingt jedoch durch intensives Zusammenspiel der Brückenschlag zur sinfonischen Rockmusik.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999