CD Kritik Progressive Newsletter Nr.24 (03/1999)

Progressive Rock Renaissance
(64:38, PRR, 1998)

Sampler bieten meistens zu einem vergleichsweise günstigen Preis die Chance verschiedene Bands kennen zulernen. Auf "Progressive Rock Renaissance" geben sich fünf Bands aus Japan ein Stelldichein, wobei man aber leider, wie bei Nipponimporten bereits gewohnt, tief in die Tasche greifen muss. Musikalisch und spieltechnisch lohnt sich die Investition, beim Gesang wünscht man sich bei den ersten Bands zum wiederholten Male, dass Asiaten mit einem Singverbot sanktioniert werden sollten oder wenn sie schon zum Mikrofon greifen, dann wenigstens in Landessprache mit dem entsprechenden Können oder stockbesoffen beim Karaoke. Titon eröffnen den Reigen und wie bereits im letzten Satz angedeutet, ist das anscheinend englische Geknödel absolut grausam und zum Davonlaufen. Abseits des geschmetterten Chorgesanges, gibt es feinsten Keyboard Bombast ganz im Stil von Ars Nova und Gerard, wobei Triton mehr Augenmerk auf eine durchgängige Songstruktur legen und nicht ganz so hektisch an den Instrumenten wirbeln. Theta geben sich danach eine Spur melancholischer und mit Gegeige. Leichter Jazz Rock Touch erweckt Erinnerungen an Halloween oder U.K. Hervorragend und virtuos musiziert, für den Gesang bleibt nur eine Vokabel: katastrophal. Aber es gibt noch Hoffnung: bei Pediment stimmt endlich alles. Die Chanteuse hat eine sehr gute Stimme, bleibt beim japanischen und verleiht dem stimmungsvollen Retro / Neo Prog des Quintetts den rechten Drive. Gesampletes Mellotron, griffige Gitarrenakkorde, die Mischung aus rockenden und akustischen Teilen passt - diese Band hat Potential und man sollte sie auf jeden Fall im Auge behalten. Eine Spur schräger (aber im positiven Sinne) wird es dann bei Head Pop Up. Sehr versiert und virtuos gibt es Stakkato Gesang mit Jazz-Rock-Prog Untermalung. Längst nicht so abgehoben, durchgeknallt und wesentlich melodiöser wie bei z.B. Bondage Fruit, aber dennoch komplex und wirklich interessant. Vom musikalischen her die beste Band des Samplers und ebenfalls beobachtenswert für die Zukunft. Die Fahne des melodiösen Neo Progs halten Seilane hoch, die zum Abschluss noch für melodiösen Wohlklang und Eingängigkeit im oberen Bereich der Schunkelskala sorgen. Ein netter Abschluss eines abwechslungsreichen Samplers.

Kristian Selm



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