CD Kritik Progressive Newsletter Nr.24 (03/1999)
Clive Nolan & Oliver Wakeman - Jabberwocky
(53:42, Verglas, 1999)
Mit "Jabberwocky" ist dem im Neo Prog Bereich omnipotenten Clive Nolan und Rick Wakemans Sohn Oliver ein Konzeptwerk gelungen, das so recht nach dem Geschmack des Zielpublikums sein dürfte. Die Zutaten für das Gericht sind auf jeden Fall von erster Güte. Namhafte Prog-Musiker aus Gegenwart und Vergangenheit gaben sich im Studio die Klinke in die Hand, u.a. Bob Catley (ex Magnum), Tracy Hitchings (Landmarq), Peter Banks (ex Yes), Peter Gee (Pendragon), Ian Salmon (Shadowland), Jon Jeary (Threshold), Tony Fernandez (Rick Wakeman Band) und als Sprecher mit sonorer Stimme fungiert niemand geringeres als Rick Wakeman himself. Dazu noch ein ansprechendes Cover, welches von Rodney Matthews (u.a bereits bei Magnum und Asia zeichnerisch tätig) stammt und eine interessante Fantasy Story, die sich auf ein Gedicht von Lewis Carrol beruft. Auf über 50 Minuten lassen die beiden Keyboardvirtuosen ihre Finger über die weißen und schwarzen Tasten huschen, bei Oliver fällt einem sofort der Spruch "wie der Vater, so der Sohn" ein, denn in Sounds und Tastenfertigkeit erinnert er sehr stark an seinen Vater (oder spielt vielleicht doch der Erzeuger selbst?). Doch manchmal übertreiben es die beiden, und der Klimperfaktor wird einfach zu hoch. Zum Glück gibt es da noch die guten Sänger/innen (besonders das rockige Organ von Bob Catley sorgt für die rechte Power) und einige euphorische Gitarrensoli, die "Jabberwocky" nicht in die Kategorie vieler Wakeman Alben der letzten Zeit abgleiten lässt. Der Brückenschlag zwischen hochmelodischen sinfonischem Rock und Elementen des Musicals sorgt für Abwechslung und Spannung. Trotz Melodien bis zum Abwinken ist "Jabberwocky" sicherlich kein Meilenstein für die Ewigkeit. Wer aber auf geradlinigen, britischen Neo Prog mit schmachtenden Pathos steht, wird hier aller bestens bedient.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999