CD Kritik Progressive Newsletter Nr.24 (03/1999)
Morte Macabre - Symphonic Holocaust
(57:17, Mellotronen, 1998)
Band- und Albumtitel suggerieren es bereits, auch die Covergestaltung spricht Bände und erweckt eindeutig den gleichen Eindruck: hier geht es düster zu. Ein Blick auf die Besetzungsliste, und schon wird einiges klar. Das Quartett hätte auch Landdoten o.ä. heißen können, denn Morte Macabre besteht jeweils zu 50% aus Musikern von Landberk (Bassist Stefan Dimle und Gitarrist Reine Fiske) bzw. Anekdoten (Gitarrist Niklas Berg und Schlagzeuger Peter Nordins). Sänger Liljeström blieb uns glücklicherweise erspart, denn - von Frauen-backing vocals auf einem Titel abgesehen - ist "Symphonic Holocaust" ein reines Instrumentalalbum, das mit Ausnahme des knapp 18-minütigen Titelsong und eines kurzen Titels aus Coverversionen besteht, die allesamt Interpretationen von Filmmusiken darstellen. So werden u.a. "City of the living dead" oder "Rosemary's baby" bearbeitet. Handelt es sich um derartige Soundtracks, so darf natürlich ein Name nicht fehlen: Goblin. Und tatsächlich taucht auch eine Coverversion eines Titels der italienischen Grusel-Soundtrackspezialisten auf, der aber erstaunlich zahm ausfällt. "Quiet drops" heißt dieser Song, der dem Film "Beyond the darkness" zuzuordnen ist. Da das Album bewusst sehr düster angelegt ist, wurde von dem im Booklet als optimales Instrument für derartige Musik (wie wahr!!) angepriesenem Mellotron ausgiebig Gebrauch gemacht. Alle 4 beteiligten Musiker werden als Mellotronisten aufgeführt, womit klargestellt ist, was das dominierende Instrument auf diesem Album ist. Besonders überraschend ist dies allerdings nicht, gehört doch das gute, alte Mellotron offenbar zur Standardausrüstung schwedischer Progbands. Doch selten habe ich das Mellotron derart dominant erlebt wie auf diesem Album, was mich als bekennenden M-Fan natürlich besonders freut. Niklas Berg darf auch sein Talent als Keyboarder zeigen, Fiske, der - für mich etwas zu dick aufgetragen - im Booklet über den Klee gelobt wird, trägt seine typischen Gitarrenparts, die manchmal leicht schrebbelartig wirken, auch ein kurzer Auftritt an der Geige ist festzuhalten. Es gibt erstaunlich viele ruhige Passagen, bedingt durch repetitiven Charakter von leicht hypnotisierender Wirkung. Dann aber bricht wieder die typische Anekdoten-King Crimson-Variante durch, d.h. es wird aggressiv und schräg, so z.B. im abschließenden Titelsong, der ausreichend Spielraum für Gitarrenimprovisationen liefert. Für alle Fans des typischen Schweden-Progs und alle Mellotron-Freaks ein absolutes Muss! Und wer Kristians Lieblingswort für diese Musik bisher vermisste, hier ist es: MOLLASTIG! Dem Schlusswort im Booklet ist nichts mehr hinzuzufügen: "filled with highlights this selection of odd songs will make a dead man wiggle his toes".
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 1999