CD Kritik Progressive Newsletter Nr.24 (03/1999)
Like Wendy - The storm inside
(65:05, LaBraD'or Records, 1998)
Ich bekenne, ich höre hin und wieder auch mal gerne den typischen Neo Prog britischer Prägung, doch mein vorrangiges Interesse gilt einer anderen Richtung (Flower Kings, Spock's Beard, Ritual, Änglagard etc.). So weit zu meiner Grundeinstellung. Letztens wurde ich mal wieder schwach und legte mir, den herkömmlichen Empfehlungen folgend, einige neue Neo-Prog-Scheiben zu. Dazu zählte das Debütalbum der holländischen Band Like Wendy. Zunächst fällt ein liebevoll gestaltetes Booklet auf, sowie die Tatsache, dass es sich hierbei um ein Duo handelt, was ich ohne Kenntnis des Bookletinhaltes nach dem ersten Hördurchgang sicher nicht vermutet hätte. Die Musik der Holländer lässt sich ausgesprochen leicht auf den Punkt bringen: es handelt sich hier um ein mustergültiges Beispiel für kreuzbraven Neo Prog der Größenordnung Clepsydra und Konsorten. Die typischen Gitarrensoli, die übliche Tastenarbeit, mehrere Songs im 10-Minuten-Bereich, alles vorhanden. Dazu mit Bert Heinen ein Sänger, der außer Verdacht steht, mit seiner eher dünnen Stimme in irgendeiner Form sonderlich ausdrucksstark zu wirken. Weh tut's allerdings auch nicht, und das gilt eigentlich für das ganze Album. Zwar haben die Holländer sicherlich keinen gnadenlosen Abriss verdient, doch einen Anlass zu wie auch immer gearteten Euphorieausbrüchen kann ich nirgends entdecken. Zugegeben, es gibt viele nette Melodien, Gitarre und Tasten halten sich die Waage und sind nett anzuhören, doch beim teilweise (?) programmierten Schlagzeug müssen schon deutliche Abstriche gemacht werden, Härten fehlen völlig. Etwas mehr Pep und Schwung hätte dem Album sicherlich gut getan. Dazu kommt, dass mich ständig das Gefühl beschleicht, alles schon mal gehört zu haben, im Zweifel aber etwas besser. Wer von Neo Prog nicht genug bekommen kann, darf hier bedenkenlos zugreifen. Ich bin offensichtlich nicht der Richtige, wenn es darum geht, derartige Alben über den Klee zu loben (Begründung: s.o.). Sorry, anhörbares Album, das ich - wenn es der Zufall will - vielleicht irgendwann in diesem Jahr erneut in den Player legen werde, mehr aber auch nicht. Ist mir definitiv viel zu harmlos.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 1999