CD Kritik Progressive Newsletter Nr.24 (03/1999)

Makoto Kitayama with Shingetsu Project - Hikaru Sazanami
(42:19, Musea, 1998)

1979 nahmen Shingetsu mit ihrem gleichnamigen Debüt eines der wichtigsten japanischen Progressive Rock Alben jener Epoche auf, um nach ihrem kometenhaften Aufstieg aber gleich wieder in der Versenkung zu verschwinden. Rund 20 Jahre später fand nun deren Sänger und Hauptsongschreiber Makoto Kitayama wieder die Motivation ins Studio zu gehen, um mit der Unterstützung mehrerer Musiker eine Art Shingetsu wiederzubeleben. Interessanterweise umfassen die eingespielten Titel eine Zeitspanne von 1972 bis 1996. So weit der Entstehungszeitraum auseinanderliegt, so unterschiedlich sind auch die einzelnen Titel ausgefallen. Das ältere Material ist sehr sinfonisch orientiert und mit klassischen Anleihen (auch in der Instrumentierung) durchsetzt, brilliert mit Mellotron und ausufernden Gitarrensoli und der Sound klingt so wunderbar passend antiquiert, wie der Zeitpunkt zu dem diese Musik entstanden ist. Besonders der über zehnminütige Opener "Budokan" wird von weichen Mellotronteppichen und zerbrechlicher Gitarre episch zugedeckt, dass es eine wahre Freude ist, ansonsten gibt es bei drei Titeln massiven e-musikalischen Streichereinsatz. Die zwei Titel neueren Datums stehen dazu etwas im Gegensatz. Die Sounds sind zeitgemäß, aber die Kompositionen strahlen nicht ganz die Dichte und Spannung der alten Aufnahmen aus, obwohl auch hier nicht mit klassischen Zitaten und sinfonischer Weitläufigkeit gespart wurde. Nichtsdestotrotz hat vor allem das Instrumental "Heart of stone" einige sehr starke Momente. Doch insgesamt hängt wie so oft viel auch vom Gesang ab. Kitayama klingt für japanische Verhältnisse ganz okay, ist sicherlich aber nicht jedermanns Geschmack. Immerhin gehört er nicht in die Sparte kastrierter Jodelkönige aus Fernost und auch die Musik ist keineswegs hohler Nipponbombast. Für Japan Experten somit eine willkommene Wiederbelebung einer Legende, der Rest wird wie immer etwas Schwierigkeiten haben, wobei die instrumentalen Fähigkeiten über jeden Zweifel erhaben sind.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999