CD Kritik Progressive Newsletter Nr.24 (03/1999)

Atavism Of Twilight - Atavism Of Twilight
(62:48, Syn-Phonic, 1992)

Artwork äußerst bescheiden, Musik etwas angestaubt und zäh. Das sind die ersten optischen und akustischen Eindrücke, wenn man sich der neuesten CD des kalifornischen Syn-Phonic Labels widmet. Beim weiteren Blättern im scheinbar willkürlich zusammengestückelten Booklet erfährt man dann doch noch, dass das Debüt von Atavism Of Twilight erst vor rund sieben Jahren aufgenommen wurde, eine etwas erstaunliche Tatsache, denn Klangqualität und die Struktur der Musik lassen eher auf Anfang der 70er schließen. Viel Geflöte, weitausladender, komplexer Liedaufbau, Folk, Hard Rock und Seventies Touch verleihen den Klängen der fünf Amerikanern schon fast skandinavische Züge. Etwas weniger Änglagård hören und verminderter, düsterer Weltschmerz hätten der Eigenständigkeit aber sicherlich gut getan. Ihnen vorzuwerfen, dass sie ihr Potential nur im Plagiat verschleudern ist aber dennoch nicht gerechtfertigt. Doch muss man bei dieser Art von Musik schon genau hinhören, um in den rein instrumentalen, oft sehr crimsonesken Tönen mit wiederholten Dynamiksprüngen zwischen laut und leise, Tempoverschiebungen zwischen Hektik und Ruhe, einigermaßen Halt zu finden. Wie bei anderen komplexen Alben erschließt sich auch bei Atavism Of Twilight erst nach mehrfachen Hören der komplette Genuss, da es sehr schwer ist, in der druckvollen Strukturen gefällige Liedbögen zu finden. Eine schwierige Scheibe und somit absolut nichts für jedermann.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999