CD Kritik Progressive Newsletter Nr.24 (03/1999)
Fig Leaf - Fearless
(64:58, Privatpressung, 1998)
Was mit denjenigen passiert, die diese Scheibe nicht kaufen, bekommt in den ersten Sekunden als eindringliches Hörspiel präsentiert. Ihr werdet gnadenlos abgeknallt! Vielleicht eine Spur zu brutal, denn welcher Toter hört sich noch CDs an? Aber auch am lebendigen Leib wird man sofort von der ungebändigten Energie und der mitreißenden Spielfreude des mittlerweile vierten Longplayers der Norweger gepackt. Hard Rock, Blues, Progressive Rock, Space Rock, diese kraftvolle Mixtur zündet sofort. Welch ein Röhren, welch ein Flehen. Die rockende Dosis Fig Leaf sorgt für ohrenbetäubende Kopfdurchlüftung und wohligem Schauer in der Magengegend! Der Geist der 70er ist immer noch spürbar, doch als weitere Zutaten zum antiquiertem Equipment (u.a. Rhodes Piano, Hammond, Stratocaster) und dem dementsprechenden Retro-Sound, gibt es diesmal noch energisches Saxophon und sanftes Geflöte, was dem Klangspektrum eine weiter interessante Note verleiht. Auch die beiden Sänger Per Flaa und Gunnar Berg geben wieder alles, wodurch vokales und instrumentales ein gesundes Gleichgewicht erhält. Doch das Quartett haut nicht nur volle Power aus den Boxen. Geschickt wird immer wieder das Tempo zurückgenommen, um in ausgedehnten Soli an Gitarre und Hammond gefühlvoll auf den Schwingen der Zeit davonzufliegen. Die Arrangements wirken nicht bis ins letzte durchkomponiert und erscheinen durch ihren Improvisationscharakter wesentlich spontaner, authentischer und nicht so kopflastig. So bleibt selbst der epische Titelsong, der sich in 8 Untertiteln auf über 32 Minuten ausdehnt, mitreißend und interessant. Retro Rock vom Feinsten.
Kristian Selm
Kontakt: CD für 20$ gibt's bei Martin Kvam, Maristuveien 15, 7016 Trondheim, Norwegen
© Progressive Newsletter 1999