CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)
Alien Planetscapes - Life on earth
(60:18, Galactus, 1997)
107! Eine fast unglaubliche Zahl. In den 18 Jahren ihrer Existenz ist "Life on earth" die 107. unabhängige Veröffentlichung dieser amerikanischen Band und dann auch noch die aller erste(!) auf CD. 1997 waren sie der Support Act von Hawkwind auf deren US Tour. Beim letzt-, wie auch diesjährigen Strange Daze Festival gehörten sie zu den Headlinern. Alien Planetscapes aus New York haben sich einen Stil groß auf ihren Banner geschrieben: Space Rock. Wie auf einem abgedrehten Trip (sei er nun rein musikalisch gemeint oder durch andere, an dieser Stelle nicht nähre definierbare Mittel ausgelöst) werden einfache Basslinien und Synthesizerrhythmen unablässig wiederholt - die Gitarre dröhnt, das Schlagzeug wird von einem expressiven Wüterich traktiert, das Tasteninstrumentarium reproduziert furiose Tongewitter von einprägsamer Schönheit. Von allen Space Rock Bands, die ich in den letzten Jahren gehört habe, gehören Alien Planetscapes sicherlich zu den intensivsten und besten dieses musikalischen Kalibers. Modernen Strömungen, wie sie z.B. bei Ozric Tentacles zu finden sind, fehlen völlig. Alien Planetscapes sind soundmäßig irgendwie in den 70ern hängen geblieben und auf unnötigen Gesang verzichten sie lieber gleich vollständig. Interessanterweise führt dies an manchen Stellen zum Brückenschlag zu psychedelischen Klängen. Zwar wird der wabbernde Minimalismus stellenweise zu weit getrieben, in der rechten Stimmung verfehlt er aber dennoch nicht seine eindringliche Wirkung. Die musikalische Erleuchtung strahlt in langausgedehnten, mit improvisatorischen Charakter durchzogenen Klangkegeln den Weg in weite Sphären des Alls und der Selbsterkenntnis. Space Rock bleibt ein Stil mit einer gewissen Grundeinstellung. Alien Planetscapes verkörpern diese Einstellung überzeugend und in Perfektion.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998