CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)
Platypus - When pus comes to shove
(53:59, InsideOut, 1998)
Die Welle der sogenannten Supergroups im schwermetallischen Prog-Bereich reißt einfach nicht ab. Dream Theater Bassist John Myung trommelte bereits Ende 1997 als All-Star Ensemble den Bandkollegen und Keyboarder Derek Sherinian, King's X Gitarristen und Sänger Ty Tabor, sowie Schlagzeuger Rod Morgenstein (u.a. Winger, Dixie Dregs) zum gemeinsamen Projekt Platypus zusammen. Im Februar wurde innerhalb von 10 Tagen "When pus comes to shove" komponiert, von Ty Tabor überarbeitet und abgemischt. Das Resultat steht jetzt seit einigen Wochen in den CD Regalen. Während bei den Kollegen Petrucci, Portnoy, Levin und Rudess und deren Liquid Tension Experiment mit den Pfunden gewuchert wurde, geht es bei Platypus überschaubarer, rockiger, aber trotzdem extrem vielseitig und ansprechend zur Sache. Nach dem Dampfhammer Rock Opener "Standing in line" und der traurigen Ballade "Nothing to say", lassen es die vier bei den anschließenden Instrumentals "Rock Balls/Destination unknown" und "Platt Opus" erst mal richtig krachen. Technisch brillant, dramatischer Songaufbau, besonders der zweite Titel besticht durch seine kraftvolle Power - mehr nur als anspruchsvolle Rockmusik. Die Virtuosität und Verschachtelung des Progressive Rocks schlägt hier voll zu. Einmal auf Tempo gebracht, rollt der Rockzug mit dem mit einer eingängigen Hookline versehenen "I'm with you" munter weiter. Das Instrumental "Blue Plate Special" hat deutlichen Rhythm'n'Blues Einschlag, während "Chimes" nach Light Jazz Rock à la Jan Hammer klingt. Der wummernde Rockkracher "Willie Brown" wartet mit einem schrägen und direkten Mittelteil auf. Bei "Bye bye" hat die Band den Blues, bevor ein sehr funkiges "What about the merch?" dieses interessante Album beschließt. Zwar kommen Platypus nicht ganz an die Qualität anderer Kollegen heran, "When pus comes to shove" ist jedoch ein einerseits wunderbar rockend und rollendes, aber auch sehr vielschichtiges Album geworden. Und da die vier so viel Spaß hatten, steht einer Fortsetzung nichts mehr im Wege, wie auch bereits ernsthaft über eine Europatour nachdacht wird.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998